© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Plädoyer für Patriotismus
Wir haben allen Grund dazu
Georg Meinecke

Wenn das Selbstwertgefühl vieler deutscher Jugendlicher inzwischen so erschüttert ist, daß sie sich wünschen, in einem weiteren Leben mit einer anderen Nationalität wiedergeboren zu werden, so trägt die Verantwortung dafür die Generation der Erwachsenen, die das durch Tun oder Unterlassen im Rahmen der „Vergangenheitsbewältigung“ verursacht hat. Bis hin zu den Politikern, denen das Wort „deutsch“ ein Greuel ist, die Deutschland abschaffen und in Europa auflösen wollen.

Jedem Angehörigen einer anderen Nation oder eines anderen Volkes wird ein gesunder Patriotismus als selbstverständlich zugebilligt. Man versteht darunter die Vaterlands- und Heimatliebe, die gefühlsmäßige Bindung an Werte, Traditionen und kulturelle Leistungen des eigenen Volkes beziehungsweise der eigenen Nation.

Einem gesunden deutschen Patriotismus darf nicht die Fokussierung auf die zwölf Jahre des Dritten Reiches entgegenstehen. Die Erinnerung an die NS-Verfolgung und Vernichtung der Juden in Europa darf selbstverständlich nicht verlorengehen. Diese Fakten haben letztendlich dazu geführt, daß auch Deutschland seitdem eine „Vergangenheit“ hat, wie zum Beispiel die USA durch die grausame Verfolgung und Ausrottung der Indianer und die Entwürdigung von Schwarzafrikanern, die Franzosen durch Hinrichtung ihrer Krone und ihres Adels, die Russen durch Verfolgung und millionenfache Tötung aller Menschen, die dem Kommunismus unerwünscht waren, darunter allein 18 Millionen Christen, die Engländer durch kriegerische Eroberung, Unterwerfung und Ausbeutung anderer Völker, verbunden mit der Vernichtung von Millionen Menschen in Irland, Indien, Südafrika und den anderen ausgedehnten Kolonialgebieten.

Indessen verargt niemand den Angehörigen anderer Nationen, daß ihr Selbstwertgefühl sich auch auf einen gesunden Patriotismus stützt, daß sie stolz darauf sind, Amerikaner, Engländer, Franzosen oder Russen zu sein.

Sinnvoll ist es daher auch für Deutsche, in die eigene Geschichte zurückzublicken. Denn es gibt kaum ein Volk, das einen derart positiven Beitrag für die Welt geleistet hat wie das deutsche. Während uns nach dem verlorenen Kriege zu Zwecken der Umerziehung von den Siegermächten suggeriert wurde, wir seien ein kriegslüsternes, militaristisches Volk, ist in Wahrheit das krasse Gegenteil der Fall. In der Zeit von 1480 bis 1940 waren die europäischen Mächte an 278 Kriegen beteiligt – aber deutsche Lande, Preußen und später Gesamtdeutschland bloß an acht Prozent davon; England dagegen an 28 Prozent, Frankreich an 26, Spanien an 23, Rußland an 22 und Polen an elf Prozent (nach Quincy Wright: „A Study of War“, Band I).

Gemessen daran, war Deutschland von allen großen Nationen die friedlichste, da es die geringste Zahl von Kriegen geführt hat. Deutschland hatte niemals die Absicht, die Welt zu erobern, wie es auch bei den Nürnberger Prozessen bestätigt wurde. Nestbeschmutzer versuchten, uns nach dem Krieg Verbrechen der deutschen Wehrmacht einzuhämmern. Daß das Nürnberger Siegertribunal die Wehrmacht vollkommen zu Recht nicht als verbrecherische Organisation eingestuft hatte, war ihnen nicht wichtig. Die militärgeschichtliche Abteilung der israelischen Armee hatte Ende der fünfziger Jahre mehr als tausend Militärspezialisten der ganzen Welt danach befragt, welche Armee sie als die beste der Welt betrachten würden, welche Soldaten die tapfersten, die kampfgewandtesten, die diszipliniertesten und geschicktesten gewesen seien. Diese weltweite Befragung ergab, daß die deutschen Soldaten als die besten der Welt eingestuft wurden, für beide Weltkriege; die des Zweiten Weltkrieges noch punkthöher als die des Ersten (vgl. Der Tagesspiegel, 10. Mai 1958).

Lange zuvor hatte dies bereits der britische Diplomat und persönliche Sekretär Chamberlains und Churchills, John Colville, wie folgt zu Papier gebracht: „Die deutschen Soldaten waren die besten der Welt.“ In den USA erschien das bemerkenswerte Buch „A Genius for War“ aus der Feder des Militärhistorikers Oberst a. D. Trevor N. Dupuy, Absolvent der amerikanischen Elite-Anstalt Westpoint und führend im Nato-Hauptquartier Europa tätig. Aufgrund seiner detaillierten Untersuchungen gelangte er zu dem Ergebnis: Der deutsche Generalstab habe die Verkörperung dessen dargestellt, was man „militärischen Genius“ nennen könne. Die deutsche Wehrmacht sei die hervorragende („outstanding“) Streitmacht im Zweiten Weltkrieg gewesen, die sich aufgrund ihrer ganz außergewöhnlichen Leistungen einen Spitzenplatz in der Geschichte gesichert habe.

Einmalig war auch die Wiederaufbauleistung des deutschen Volkes nach dem Krieg. Der alliierte Bombenterror hatte die Wohnungen von acht Millionen Deutschen zertrümmert. Die Schuttmasse in Deutschland westlich von Oder und Neiße wurde zum Kriegsende auf 400 Millionen Kubikmeter geschätzt. Die Wiederaufbauleistung des durch Leiden des Krieges geschwächten deutschen Volkes war so ungeheuerlich wie geradezu unglaublich, daß das Ausland vom „deutschen Wunder“ sprach. Die Trümmerfrauen vollbrachten dabei die erste Pioniertat des Wiederaufbaus. In den fünfziger und sechziger Jahren stieg das reale bundesdeutsche Sozialprodukt bei einer Wachstumsrate von 6 bis 6,5 Prozent jährlich auf mehr als das Dreifache des ursprünglichen Wertes.

Kaum „auferstanden aus Ruinen“ wurde Westdeutschland zum zweitgrößten Exporteur und zum viertgrößten Industrieland der Erde. Die Siegermächte, mit Ausnahme der USA, zeigten sich demgegenüber eher in einem Zustand, als hätten sie den Krieg verloren. Zurückzuführen war dies alles darauf, daß Fleiß, Leistungswille, Pflichtbewußtsein und Tatkraft die Deutschen stets auf allen Gebieten an die Spitze dessen geführt hatten, was Menschen zu leisten vermochten.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte Deutschland auf dem Gipfel seines Ansehens gestanden. Auf wissenschaftlichem Gebiet stand es an der Spitze aller Völker. Seine Forscher errangen in allen Disziplinen mehr Nobelpreise als die anderen Nationen zusammen! Deutsche Wissenschaftler entdeckten den Tuberkel-, Typhus-, Cholera- und Diphterie-Bazillus sowie auch die Gegenmittel, um die Menschheit von diesen Plagen zu befreien. Außerdem hatte es sich den Ruf des Volkes der Dichter und Denker erworben. Kein Volk in Europa verfügt über so viele Herausragende wie das deutsche. Man höre nur die Namen: Klopstock, Lessing, Goethe, Schiller, Uhland, Hauptmann oder Kant, Schelling, Schlegel, Hegel, Fichte Schopenhauer, Nietzsche. Mit den Werken seiner Musiker wie Bach, Beethoven, Brahms, Mozart, Schubert, Schumann, Weber und Wagner hatte es die ganze Welt beglückt. „An die Freude“ aus Beethovens 9. Sinfonie ist nicht nur zu einer Art Europa-Hymne geworden, sondern wird selbst in Asien von riesigen Chören gesungen.

Unvergessen sind seine geschichtlichen Größen: Karl der Große, Otto der Große, Friedrich der Große, Otto von Bismarck, Meister Eckhart und Martin Luther. Auch seine Maler haben die Kulturen mit ihren Werken bereichert. Lebt die Seele eines Volkes in seinen Volksliedern und geistlichen Gesängen, so gibt es wohl kein Volk, welches davon quantitativ wie qualitativ mehr aufzuweisen hat als das deutsche. Otto Lilienthal flog als erster Mensch, mit Flügeln, die er selbst konstruiert hatte, Graf Zeppelin erfand und baute die Luftschiffe, die Hugo Eckener um die Erde steuerte. Von der Erfindung des Otto-Motors an blieb die Produktion von Kraftfahrzeugen in Deutschland führend in der Welt – bis heute noch. Entgegen ursprünglicher britischer Absicht wurde die Herkunftsbezeichnung „Made in Germany“ nicht zur Diskriminierung, sondern zum weltbekannten Gütezeichen deutscher Exportartikel.

Die Deutschen besaßen die besten Sozialversicherungen. Die Technik des Buchdruckes stammt von hier. Keine andere große Nation hatte intensivere Innere und Äußere Mission betrieben, mehr Diakone und Diakonissen, Mönche und Nonnen hervorgebracht als die deutsche. Selbst unter der christenfeindlichen NS-Diktatur wurden in Deutschland noch 620 neue Kirchen gebaut und keine einzige geschlossen. Noch immer wirkten Kräfte aus der längst vergangenen Zeit des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

Unübersehbar auch, daß die prächtigsten und schönsten historischen Städte der Welt in Deutschland zu finden sind. Im Unesco-Welterbe findet sich Quedlinburg mit seiner Rekordsubstanz von Fachwerkhäusern, von denen rund 1.200 noch erhalten sind – ein herausragendes Beispiel der großen Anzahl von Mittel- und Kleinstädten Deutschlands, die im Zweiten Weltkrieg nicht zerbombt wurden und in denen die Fachwerkhäuser aus dem Mittelalter noch erhalten sind. Görlitz glänzt mit rund 4.000 Baudenkmälern der Gotik, der Renaissance, des Barock und der Gründerzeit. Die ganze Welt kennt den Kölner Dom, aber auch Nürnberg, den Lieblingsplatz der römisch-deutschen Kaiser.

Deutschland ist von den Alpen bis zur See, vom Rhein bis zur Oder mit allen landschaftlichen Schönheiten gesegnet, die man sich nur vorstellen kann. Auch sie sind geeignet, die Verbundenheit der Deutschen mit ihrem Vaterland zu festigen.

Einer, der unserem Land über Jahre den Puls fühlte, war Vernon A. Walters, US-Botschafter in Bonn während der Wiedervereinigung. Der weltkundige Diplomat und Geheimdienstler sagte einmal: „Was ihr Deutschen braucht, ist mehr Selbstachtung und Patriotismus! Ihr habt das Recht dazu! Ihr seid ein großes Volk, das der Welt unermeßliche Kulturschätze geschenkt hat, Schätze der Wissenschaft und Kunst. Ihr habt in der Wehrmacht eine Armee gehabt, welche die Welt bewundert.“ Wenn das keine Ermutigung ist, aufzuhören, uns künstlich kleinzumachen. Unsere Nachbarvölker leben uns vor, was es heißt, selbstbewußte Nationen zu sein. Wieviel mehr haben wir Grund, groß von uns zu denken!

 

Dr. Georg Meinecke, Jahrgang 1926, ist Gründer und Seniorpartner der Rechtsanwaltssozietät Meinecke & Meinecke in Köln, die sich auf Medizinrecht spezialisiert hat. Er verfaßte mehrere Sachbücher zu Gesundheitsthemen. Auf dem Forum setzte er sich zuletzt kritisch mit Organspenden auseinander („Mein Herz gehört mir“, JF 34/12).

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