© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Das neue Monokel
Google hat eine Brille entwickelt und eine Werbekampagne losgetreten, die ihresgleichen sucht / Deutsche Tester begeistert
Ronald Gläser

In „I Am Legend“ trägt die Hauptfigur Robert Neville (Will Smith) eine Brille, in die eine kleine Kamera integriert ist. Sie filmt alles, was er macht und sieht.

2007 war ein solches Gerät noch Science-fiction. Jetzt bringt der IT-Konzern Google eine solche Brille heraus. Sie kann sogar noch mehr als das Film-Utensil aus dem Erfolgsfilm: Google Glass ist ein tragbarer Minicomputer auf dem neuesten technischen Stand.

Er wird wie eine Brille getragen und soll überall Netzzugang ermöglichen. Zunächst wurden 8.000 Stück an ausgesuchte Personen verkauft. Zugleich startete Google eine Werbekampagne in den sozialen Netzwerken für die Brille. Sie funktioniert per Sprachsteuerung. Der Nutzer sagt: „Schieße ein Foto“ oder „Filme jetzt“. Ein Mini-Bildschirm zeigt Inhalte aus dem Netz an.

In Deutschland löste das High-Tech-Spielzeug ebenso wie in den USA wegen der Möglichkeit des Mißbrauchs als Überwachungsinstrument Verbotsforderungen aus. Es gibt aber auch Fans: Auf der PR-Reise von Wirtschaftsminister Philipp Rösler etwa probierte der FDP-Abgeordnete Jimmy Schulz die Brille aus. „Glass regiert“, twitterte er von seinem Silicon-Valley-Besuch. Rösler selbst durfte die Brille nur testen, weil ein BMW-Mitarbeiter ihm sein Exemplar auslieh. Kai Diekmann hat sich hingegen noch nicht geäußert. Er gehörte zu den ersten Nutzern. Der Bild-Chef habe sich das Spielzeug „erbettelt“, ätzte der Branchendienst Meedia, weil er – wie alle Erstkäufer – öffentlich darum bitten mußte. Der reguläre Verkaufsstart wird wohl erst 2014 sein. Dank des Medienrummels kann Google Glass als Musterbeispiel für eine Produkteinführung gelten.

www.google.com

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