© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/13 / 21. Juni 2013

Die Nebenwirkungen der Geldflut der Notenbanken
Asiatische Turbulenzen
Fabian Grummes

Im vorigen Jahr erwiesen sich die Schwellenländer sowohl in bezug auf die Aktien- als auch auf die Währungsmärkte als die großen Gewinner. Doch in den vergangenen drei Monaten fielen die Kurse wieder zurück. Besonders hart traf es dabei speziell die Devisenmärkte, so lagen die Verluste des südafrikanischen Rands, des brasilianischen Reals oder auch des thailändischen Baht gegenüber dem US-Dollar alle im zweistelligen Prozentbereich.

Als Ursache hierfür mußten in den Wirtschaftsmedien die mal wieder aufgekommenen Gerüchte herhalten, die US-Notenbank Fed plane ab Herbst ihre Programme der „monetären Lockerung“ zurückzufahren. Daß die expansive Geldpolitik tatsächlich beendet wird, darf bezweifelt werden. Allein im Februar 2013 nahmen die USA rund 250 Milliarden Dollar neue Schulden auf. 70 Prozent davon wurden direkt durch die Fed monetisiert. Bei solchen Zahlen wird einem nicht nur schwindlig, sie verdeutlichen auch, daß eine Umkehr dieser Politik nahezu unmöglich ist.

Dabei wird oft vergessen, daß es erst die Rettungs- und Stützungspolitik der Fed gewesen ist, die die Weltwirtschaft in die Sackgasse der politischen Abhängigkeit geführt hat. Der Versuch, mittels Niedrigzinsen sowie Schulden- und Haftungsübernahme die heimische Wirtschaft zu stützen, zwang – dank der systemimmanenten Logik des Gefangenendilemmas – auch alle übrigen Volkswirtschaften zur Übernahme dieser Politik. Doch dies verhindert eine Marktbereinigung. Zeitgleich verlieren die Rettungsprogramme an Wirksamkeit. Ein Teufelskreis entsteht, bei dem jeder versucht, sich auf Kosten der Nachbarn etwas besser zu stellen.

Diese „Beggar your neigbour“-Politik setzt insbesondere kleinere Volkswirtschaften und Schwellenländer unter massiven Druck. Das Kapital vagabundiert auf der Suche nach ein paar Prozentpunkten mehr Rendite um den Globus – wo es fündig wird, steigen die Währungskurse. Da aber gerade die Volkswirtschaften der Schwellenländer noch nicht „erwachsen“ genug und primär auf den Export technologisch einfacher Güter angewiesen sind, sind schnelle und starke Währungsaufwertungen für diese besonders bedrohlich. Die Folge sind politische Eingriffe auch hier. Zinsen werden gesenkt, die Fehlallokationen nehmen zu. Zwar ist es noch zu früh, von einer Asienkrise 2.0, einer weiteren Südamerika- oder einer ersten Indienkrise zu sprechen, der Boden hierfür aber ist bereitet.

Denn irgendwann zieht das rastlose Geld weiter. Sei es, weil es im Nachbarland zwei Prozent Zinsen mehr locken, sei es, weil ein externes Ereignis die Investoren das Risiko scheuen läßt und sie ihr Kapital heimholen. Dann platzt wieder einmal eine Blase und haften werden ausgerechnet jene, denen man vorgaukelt, die Rettungspolitik sei zu ihrem Besten: die Rentner, die Sparer, die Mittelschicht.

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