© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Mehr Wahrheit und Transparenz
Finnland: Mit einer ganzseitigen Anzeige versuchten die Wahren Finnen Probleme bei der Griechenlandhilfe aufzuzeigen
Anni Mursula

Es gibt viele Wege’, sagte das Weib, als sie mit der Katze den Tisch wischte.“ Das alte finnisches Sprichwort bedeutet soviel wie, was nicht paßt, wird passend gemacht. Genau das hat Timo Soini, Chef der rechtskonservativen Partei Wahre Finnen (Perussuomalaiset, PS), getan. Um sicherzugehen, daß seine politische Botschaft wahrgenommen wird, kaufte er am Sonntag vor einer Woche für etwa 35.000 Euro den teuersten Werbeplatz Finnlands. Auf der Titelseite der größten Tageszeitung, Helsingin Sanomat, plazierte er einen „Offenen Brief an das finnische Volk“.

In dem Brief ging es um mehr Wahrheit und Transparenz hinsichtlich der Sicherheiten finnischer Euro-Bürgschaften für Griechenland. Erst vor kurzem hatte die finnische Öffentlichkeit erfahren, daß in den Dokumenten zu den Griechenland-Darlehen das Wort „Sicherheiten“ nicht auftaucht.

Dabei hatte sich Finnland ursprünglich nur unter dieser Bedingung bereiterklärt, die Anleihen für Griechenland zu bezahlen. Hinzu kommt, daß die wichtigsten Dokumente zu den Anleihen der Geheimhaltung unterlagen. Explizit fragt Soini in dem Brief, warum die Regierung dies tat: „Eine besorgniserregende Erklärung ist, daß unsere Minister und Beamten nicht wissen, was sie da unterschrieben haben, als sie einen milliardenschweren Vertrag unterzeichneten. Eine zweite, erschütternde Erklärung ist, daß sie es wußten und deshalb den Vertrag verheimlichen wollten.“

Für den eigentlichen Skandal in der Öffentlichkeit sorgte allerdings nicht der Inhalt des offenen Briefes, sondern der Umstand, daß die Wahren Finnen für ihre Botschaft verhältnismäßig viel Geld bezahlten. Anstatt den Vorwürfen Soinis nachzugehen, konzentrierte sich die gesamte finnische Presse auf die Frage, wieviel Geld für die Werbung bezahlt wurde und warum. Schließlich sei Timo Soini im Umgang mit den Medien als besonders geschickt bekannt. Es hätte doch gereicht, wenn er den üblichen Weg über die Politikredaktionen der Zeitungen gesucht hätte, hieß es. Doch genau das wollte Soini offenbar vermeiden. Denn er ist nach eigenen Angaben unzufrieden mit der Art, wie er von der finnischen Presse mißverstanden und wiedergegeben wird.

Neben der Presse regte sich der gesamte politische Betrieb über Soinis „unangemessene“ Werbeaktion auf. Schließlich habe er mit seinem Schritt alle „unausgesprochenen Spielregeln“ der Politik beiseite gelegt, um nach eigenen Angaben dem finnischen Volk die volle Wahrheit zu erzählen.

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