© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/13 / 14. Juni 2013

Lesereinspruch

Verkannter Kaiser

Zu: „Der Heiland wird zum Herrscher“ von Klaus Bruske, JF 22/13

Die Konstantinische Wende, so des Autors Fazit, sei eine Reaktion auf den Scherbenhaufen gewesen, den Diokletian 305 n. Chr. hinterlassen hatte. Nichts ist wohl falscher als diese Aussage. Nur weil in die Regierungszeit Diokletians eine Christenverfolgung fällt, muß er noch kein schlechter Herrscher gewesen sein.

Nachdem er sich an die Macht geputscht hatte – selbiges tat Konstantin I. 22 Jahre später –, beruhigte er die Grenzgebiete, führte eine umfassende Heeresreform durch, ordnete die Provinzen neu und bekämpfte die Inflation. Die Ruinen seiner großen Bauprojekte für die badeverwöhnten Bürger Roms bewundern wir noch heute. Insgesamt erschuf Diokletian während seiner Regierung eine beachtliche Restitutio Imperii.

Der bedeutende britische Historiker Edward Gibbon etwa stellte Diokletian als Gründer eines neuen Reiches neben Augustus, und Theodor Mommsen stufte ihn als „ein staatsmännisches Genie ersten Ranges“ ein. Andere sehen in diesem spätantiken Kaiser den Begründer des Byzantinischen Reiches, in dem Rom noch 1.000 Jahre weiterlebte.

Dr. Klaus Becker, Neumarkt

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