© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Leserbriefe

Zu: „Die neuen Menschenfeinde“ von Dieter Stein, JF 22/13

Der Sachverstand am Ende

Ich kann hier aus eigener Erfahrung voll und ganz zustimmen. Das Manuskript meines ersten Energiebuches wurde von den angeschriebenen Verlagen abgelehnt mit dem Satz: Bitte haben Sie Verständnis dafür, daß wir das nicht veröffentlichen können. Ich hatte aber kein Verständnis dafür, bis ich erfuhr, was hinter dieser Absage stand: die Furcht, eine Verwarnung zu erhalten. Deshalb werden meine Bücher in eigener Verantwortung verlegt und haben trotz schwieriger Werbung eine mehrere tausend Leser umfassende Gemeinde erreicht. Vernunft und Sachverstand müssen und werden sich am Ende durchsetzen.

Dr. Gustav Krüger, Herrenberg

 

 

Zur Karikatur und zu: „Merkels Allzweckwaffe droht der Absturz“ von Paul Rosen, JF 22/13

Verantwortliche stellen

Neben der Drohne „Euro Hawk“ gibt es viele weitere Drohnen. Drohne bedeutet laut Duden auch „fauler Nutznießer fremder Arbeit“, also unserer Steuern! Weitere fehlgeplante Flughafen-, Bahn- und Tunnelprojekte, wo die Verantwortlichen vorbeigeschaut haben, erhalten wohl auch keine Zulassung. Die oft zitierten Leute von Schilda würden sich wohl halb totlachen. Ein abendfüllender Film mit vielen Heiterkeitsszenen ließe sich leicht herstellen, wenn nicht die Angelegenheit so peinlich, so ernst und konstenintensiv für uns alle wäre. Projekte mit ungeahnten Kostensteigerungen werden von Gremien oder Einzelpersonen abgenickt, so daß am Ende Milliarden Euro verzockt sind. Andererseits fehlen nur wenige Millionen, um zum Beispiel den Haushalt der Saar-Uni aufrechtzuerhalten.

Doch die Verantwortlichen reden sich jedesmal heraus, treten einfach mit satten Abfindungen zurück oder werden zu höheren Weihen weggelobt. Da sympathisiere ich doch mit der Praxis im alten Athen, wo die Amtsträger jederzeit angeklagt werden konnten. Dann mußten sie Rede und Antwort stehen. Wurden sie für schuldig befunden, drohte der Entzug des Vermögens, die Verbannung bis hin zur Todesstrafe.

F. Peter Wilhelm, St. Ingbert

 

 

Zum Zitat von Joachim Kardinal Meisner, JF 22/13

Familienplanungsabgabe fehlt

Die Aussage des Kölner Erzbischofs („Wir sind ein sterbendes Volk“) wäre vielleicht mit einem Vorschlag zu kommentieren. Abhilfe könnte eine staatlich verordnete Familienplanungsabgabe schaffen. Ab dem ersten Verdienst müßte in diese ein Teil des Einkommens eingezahlt werden. Das Geld des einzelnen müßte dann mit Zinsen angespart werden. Wenn die jungen Leute heiraten und das erste Kind kommt, würde die erste Hälfte des angesparten Geldes plus einer Zugabe vom Staat ausbezahlt. Kommt das zweite Kind, wird der Rest plus nochmaligem Staatszuschuß ausbezahlt. Bindungsunwillige und Kinderlose müßten in diese Kasse über ihr gesamtes Berufsleben einzahlen. Gleiches würde für Einkindfamilien gelten, allerdings bei einem deutlich verminderten Betrag. Der negative demographische Wandel Deutschlands könnte hierdurch womöglich umgekehrt werden, wodurch auch der vermeintliche Druck zu Einwanderung gedrosselt würde. Das große Amerika mit seinem freiheitlichen Vorbild begrenzt ja seine Zuwanderung sehr konsequent. Hier könnten wir den USA einmal folgen.

Hartmut Herbold, Dilsberg

 

 

Zu: „‘Bürger statt Eurokraten’“, im Gespräch mit Nigel Farage, JF 22/13

Europas Nationen wiederbeleben

Es ist bekannt, daß Farage in bezug auf die EU kein Blatt vor den Mund nimmt. Neu ist, daß ihm in Sachen Polemik seine Gegner in Brüssel nicht nachstehen, um ihm – stellvertretend für europakritische Parteien und Millionen EU-Skeptiker in England und ganz Europa – das Stigma des Demagogen, Reaktionärs und Nationalisten zu verpassen. Diese Kräfte rekrutieren sich aus Kommissaren, Funktionären und Medienzaren, die permanent die angeblich europafeindlichen Stimmungen der Völker bekämpfen. Eine pseudoeuropäische und pseudodemokratische Elite stellt sich seit mehr als zwei Jahrzehnten gegen die jahrhundertealte Tradition unabhängiger Nationen und teils sehr unterschiedlicher Kulturen. Ohne oder gar gegen die europäischen Nationen ist jedoch ein lebendiges Europa niemals zu bauen.

Farages Position ist daher in der Essenz diejenige klassischer nationalliberaler und auch konservativer Ratio, welche in den vergangenen Jahrzehnten ad acta gelegt wurde. Es bleibt zu hoffen, daß seine Diagnose einer gewandelten Stimmung in Deutschland sich zu einer selbstbewußten Haltung der Deutschen verfestigt, die auch in der anstehenden Bundestagswahl zum Ausdruck kommt.

Rudolf Kraffzick, Hainau

 

 

Zu: „‘Laßt uns die Zombies begraben’“ von Gernot Facius, JF 22/13

Keine wirkliche Wende

Auf dem Sudetendeutschen Tag in Augsburg war – wie in den zurückliegenden Jahren – wieder viel von Aussöhnung mit den Tschechen die Rede. Zusätzlich wurde diesmal die „Wende“ beschworen, die sich angeblich durch die „historische“ Rede des tschechischen Premiers Petr Necas im Bayerischen Landtag ergeben hätte. In der allgemeinen Euphorie übersah man freilich, daß Necas nicht die Vertreibung der Sudetendeutschen bedauerte, sondern nur die dadurch entstandenen Leiden unschuldiger Menschen. Fast 70 Jahre nach den schrecklichen Geschehnissen im Grunde eine längst überfällige Selbstverständlichkeit. Dieses „Bedauern“ zerschlägt zudem bei den Betroffenen jegliche Hoffnung auf irgendeine materielle Wiedergutmachung. Denn, so Necas, die Eigentumsverhältnisse der Vorkriegszeit könnten nicht wiederhergestellt werden.

Wie es mit der „Wende“ der Tschechen in ihrem Verhältnis zu den vertriebenen Sudetendeutschen in Wirklichkeit bestellt ist, machte der tschechische Präsident Milos Zeman bei seinem kürzlichen Staatsbesuch in Wien deutlich. Dort wiederholte er seine alte These, 90 Prozent der Sudetendeutschen hätten eigentlich die Todesstrafe verdient gehabt und seien mit der Vertreibung und Enteignung gut weggekommen. Zu erinnern ist hier, daß 1945/46 etwa 260.000 Sudetendeutsche ihr Leben lassen mußten, auch ohne formelles Todesurteil, und daß selbst die restlichen 10 Prozent der Sudetendeutschen, die Zeman in seiner Großmut als Antifaschisten einstuft, letztlich ebenfalls des Landes verwiesen wurden.

Demnächst will Zeman auf Staatsbesuch nach Deutschland kommen. Man darf gespannt sein, was er bei dieser Gegelegenheit von sich gibt, und wie die deutsche Politik darauf reagiert.

Dr. Walter Kreul, Germering

 

 

Zu: „Unlautere Methoden“ von Christian Schreiber, JF 22/13

Gegen Gewissen und Glauben

Natürlich bin ich mir bewußt, daß es – in Anbetracht der Grundgesetzverletzungen durch die EU – lächerlich klingen muß, sich über die Fernsehzwangsverordnung aufzuregen. Doch die Dreistigkeit, mit der die Ministerpräsidenten der Länder die „Öffentlich-Rechtlichen“ autorisiert haben, das Grundgesetz des deutschen Volkes derart über den Haufen zu werfen, empört mich über die Maßen. Ich bin gezwungen, die Desinformation gegen mein Gewissen und meinen Glauben mitzufinanzieren. Bemerkt denn keiner, daß dies längst Teil vom Ende der persönlichen Freiheit ist?

Lorette Tietz, Königsmoos

 

 

Zu: „Von wegen Pluralismus“ von Thorsten Hinz, JF 22/13

Wo ist die Lizenz zum Forschen?

Hoffentlich finden sich bald Wissenschaftler für die von Thorsten Hinz angeregte Untersuchung der Prägung deutscher Argumentations- und Denkmuster durch die allliierte Lizenzierung der Nachkriegsmedien – die Sache ist überfällig. Praktisch sämtliche heutigen Leitmedien in Deutschland – gleich, ob Print oder elektronisch – sind Derivate alliierter Lizenzprodukte aus der unmittelbaren Nachkriegszeit. Dort liegen auch die eigentlichen Wurzeln der von Uwe Krüger in seinem Buch „Meinungsmacht“ analysierten Schein-Pluralität der heutigen deutschen Medienlandschaft. Einmal in die Welt gesetzt, bedurfte es nur kurzfristiger Lenkung seitens der alliierten Presseoffiziere, um die damals neu ausgerichteten Medien via Selbstzensur im Sinne der Lizenzgeber durchzusetzen und hochzubringen. Unabhängige Meinungen hatten keine Chance. Welcher junge Nachwuchsredakteur wollte schon gegen den vorgefundenen „Geist des Hauses“ schreibend seine Karriere aufs Spiel setzen?

Dieter Perthes, Neuwied-Rodenbach

 

 

Zu: „Aiwanger und die Rattenfänger“ von Lion Edler, JF 21/13

Minderwertigkeitsgefühl

Lang ersehnt taucht am Horizont als Lichtblick eine Partei namens AfD mit einem Wahlprogramm auf, das vielen zukunftsverantwortlichen Intellektuellen, intellektuellen Stammtischen sowie Millionen resignierten Nichtwählern Balsam für die Seele ist. Zusammen mit den sympathischen, sachlich-kompetenten Sprechern, Herrn Lucke und Frau Petry, die bei den bisherigen „Einer gegen alle“-Talkshows überzeugten und sich auch von „gesetzten“ Klatschern und senderabhängigen Moderatoren nicht aus der Ruhe bringen ließen, ist diese seriöse Partei angetreten, noch Fünf vor zwölf ein Umdenken bei den Etablierten zu bewirken. Die polemischen Reaktionen des Herrn Aiwanger sprechen indes für einen großen Minderwertigkeitskomplex. Denn auch Landwirte haben einen gesunden Menschenverstand. Weshalb also die Angst vor den vielen Professoren?

Peter Scherer, Erlenbach

 

 

Zur JF-Umfrage: „Ist Derrick im Fernsehen noch tragbar?“, JF 21/13

Falsche Frage zur „Feuerwehr“

Deplaziert in Ihrer Umfrage erschien mir die vorgegebene Antwortmöglichkeit „Nicht jeder Angehörige der Waffen-SS war ein Verbrecher“. Warum die Diskriminierung? Die Waffen-SS war eine Elitetruppe von beispielloser Tapferkeit und Kameradschaft. Außerdem war die Waffen-SS, was heute gerne verdrängt wird, die größte „multikulturelle“ Truppe. Den historischen Analphabeten, die hier von „Verbrechern“ sprechen, sei gesagt: Viele von euch gäbe es nicht, wenn die Waffen-SS als jederzeit opferbereite „Feuerwehr“ nicht eure Väter oder Großväter in der Wehrmacht aus aussichtsloser Lage (zum Beispiel Einkesselungen) herausgehauen hätte. Etliche meiner alten Patienten haben mir bestätigt, daß sie ohne das Eingreifen der Waffen-SS den Krieg wohl nicht überlebt hätten.

Dr. Klaus Pillhatsch, Regensburg

 

 

Zu: „Wider jeden Geist“ von Thorsten Hinz, JF 20/13

Nur in den Rückspiegel geblickt

Zum 80. Jahrestag der NS-Bücherverbrennung fanden bundesweit Gedenkveranstaltungen statt. Bereits zum 75. Jahrestag sprach Gottfried Honnefelder, Vorsitzender des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels salbungsvoll: „Der 10. Mai sollte uns stets als Mahnung dienen, immer aufs neue um die Freiheit des Wortes und des Publizierens weltweit zu kämpfen.“

Der gleiche Börsenverein hatte am 16. Mai 1933 in seinem Börsenblatt schwarze Listen des „schädlichen und unerwünschten Schrifttums“ veröffentlicht. Und der gleiche Börsenverein verliert heute kein Wort des Protestes, wenn politisch unerwünschte Bücher auf den Index für „jugendgefährdende“ Medien gesetzt werden oder gar zu Strafverfahren gegen Autoren und Verleger führen. Um die Freiheit des Wortes kämpft man beim Blick auf die Vergangenheit. Das ist risikolos und erfüllt das heute tonangebende Gutmenschentum dennoch mit dem warmen Gefühl der „Zivilcourage.“

Während die Gesamtzahl der im Dritten Reich verbotenen Bücher von Experten auf etwa 12.000 beziffert wird, wurden nach dem Krieg von den Alliierten über 35.000 Druckwerke verboten.

Karl-Heinz Schüler, Baden-Baden

 

 

Zu: „Das Jahrhundert des Gehirns“ von Michael Manns, JF 20/13

Ohne Schöpfungstheologie

Bedauerlicherweise wird in diesem Beitrag das „Geist-Gehirn-Problem“ nicht mehr angemessen widergespiegelt, da der Autor sich auf eine fehlgeleitete Fragestellung einläßt: „Wie entsteht aus dem Feuer der Neuronen so etwas wie Bewußtsein?“ Wenn Thomas Metzinger mit der Aussage: „Wir kennen notwendige (neuronale) Bedingungen für Gefühle“ zitiert wird, wäre es notwendig gewesen, darauf hinzuweisen, daß Bedingungen für etwas nicht gleichzusetzen sind mit der Ursache der Entstehung von etwas. Außer den philosophischen Positionen des Materialismus und Idealismus wäre zudem noch eine religiöse Deutung in Erwägung zu ziehen: Die Emergenz geistbegabten Lebens in der Materie ist am ehesten aus schöpfungstheologischer Perspektive verständlich.

Thomas Niel, Mülheim Ruhr

 

 

Zu: „Offensiv waren nur Flammenwerferzüge“ von Jürgen W. Schmidt, JF 19/13

Von Stalingrad bis Strausberg

Der Chef der Chemischen Dienste der NVA Günter Ludwig (1899–1971) war zuvor nicht Korpsartilleriechef gewesen, sondern Kommandeur des Artillerieregiments 4 der 14. Panzerdivision im Kessel von Stalingrad. Als einstiger Wehrmachtsoberst war Ludwig, wie viele andere zu Antifaschisten umfunktionierte Wehrmachtsoffiziere und -generale auch, zunächst auf Länderebene in Ministerämtern „geparkt“ worden. So war er Gründungsmitglied der NDPD, von 1948 bis 1950 Justizminister in Thüringen und von 1950 bis 1952 Minister für Handel und Versorgung in Mecklenburg. Nach meinen Recherchen waren es allein mehr als 30 hohe Offiziere der 6. Armee, die sich beim Aufbau der DDR-Streitkräfte engagierten.

Helmut Ziegner, Neubrandenburg

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