© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/13 / 07. Juni 2013

Wirtschaftsweiser der Bundesregierung lobt Niedrigzinspolitik
Mehr vom selben Gift
Fabian Grummes

Mit seiner Forderung, die expansive Geldpolitik der Zentralbanken möglichst lange beizubehalten, offenbart der Regierungsberater und „Wirtschaftsweise“ Peter Bofinger sein mangelndes Verständnis von den Ursachen der Finanzkrise. Dabei sollte er als langjähriges Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung etwas von wirtschaftlichen Zusammenhängen verstehen.

Es war das billige Geld, welches die Immobilienblase in den USA, in Irland und Spanien aufpumpte. Es waren die Niedrigzinsen, welche die Griechen oder Italiener glauben ließen, sie könnten sich ein „Weiter so“ leisten. Nun aber sollen die eigentlichen Krisenursachen eine neuerliche Rezession abwenden? Kann so Wohlstand herbeikonsumiert werden? Mitnichten! Echter Wohlstand entsteht durch Konsumzurückhaltung. Erst das Ansparen von Kapital führt zu zukunftsorientierten Investitionen, die dann ihrerseits Gewinne und somit Wohlstand generieren. Billiges Geld hingegen setzt Fehlanreize in der Wirtschaft. Es wird investiert, wo es sich eigentlich nicht rechnet, denn das „funny money“ signalisiert das Gegenteil.

Bleibt dann weiterer Nachschub aus, kommt es zur Rezession. Die Fehlallokationen werden beseitigt. Hierdurch ist wieder Platz für gesunde Unternehmungen, Wachstum und Wohlstand nachhaltig zu erschaffen. Wer also die Rezession als etwas Negatives ansieht, verkennt ihre positive Bedeutung für den Markt. Leider sind alle westlichen Zentralbanken seit Jahrzehnten im Zweifel immer eine Politik des billigen Geldes gefahren. Eine Kursumkehr kann somit nur noch unter großem Leid und Schmerz für weite Teile der Bevölkerung erfolgen. Wird aber der Kurs der permanenten Kreditexpansion beibehalten, dann wird dies zweifelsohne in die Zerstörung der betreffenden Währungen führen – verbunden mit noch größerer Not und vor allem mit höchster Gefahr für die politische und gesellschaftliche Stabilität.

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