© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Frisch gepresst

Staatssekretär Stuckart. Als Regierungsdirektor im Bundesinnenministerium ist Hans-Christian Jasch ein nachgeborener Kollege des Mannes, der in der Vorgänger-Behörde, dem Reichsministerium des Innern, die Weichen gestellt hat: Franz Stuckart (1902–1953). Allerdings bestimmten Jasch, der lange als freier Mitarbeiter in der Gedenkstätte Haus der Wannseekonferenz diente, beim Abfassen seiner Stuckart-Biographie, mit der er 2009 an der Berliner HU seinen Dr. jur. erwarb, alles andere als kollegiale Gefühle. Stuckart, der sich schon 1933 im preußischen Kultusministerium als der für die „Säuberung“ und „Gleichschaltung“ der Schulen und Hochschulen zuständige Staatssekretär als „Advokat der Ausgrenzung“ profilierte, steht bei Jasch als Drahtzieher der Judenpolitik des Innenministeriums im Zentrum der Darstellung. Die sachliche Fehler aufweisende Untersuchung vom Verwaltungshandeln dieses „juristischen Legitimators“, der den „Genozid flankiert“ habe, folgt weitgehend den Konstruktionen, die sich etwa Götz Aly oder Karl Heinz Roth vom „Herrschaftsapparat“ des NS-Staates gemacht haben. Von deren Holzschnitten weicht Jasch jedoch ab, wo es um die Persönlichkeit Stuckarts geht, die er aufgrund  komplexer Quellenüberlieferung als „schillernd“ und „janusköpfig“ nicht in gängige Schablonen zu pressen wagt. (wm)

Hans-Christian Jasch: Staatssekretär Wilhelm Stuckart und die Judenpolitik. Der Mythos von der sauberen Verwaltung. Oldenbourg Verlag, München 2012, gebunden,  534 Seiten, Abbildungen, 74,80 Euro

 

Krieger. Josef Wenzel Radetzky oder Karl Philipp zu Schwarzenberg waren zweifellos erfolgreiche Heerführer im 19. Jahrhundert. In Helmut Neuholds biographischem Arrangement von „Österreichs Kriegshelden“ finden diese naturgemäß ihren Platz, genau wie Andreas Hofer, dessen Heimat Tirol damals noch ohne die Vorsilbe „Süd“ auskam. Ja, selbst der gebürtige Franzose Prinz Eugen von Savoyen ist wegen seiner Bedeutung für das Haus Habsburg unverzichtbar. Andere Figuren der deutschen Geschichte wie Landsknechtvater Georg von Frundsberg aus Schwaben oder Albrecht von Wallenstein aus Böhmen wirken mit ihrem rotweißroten Anstrich reichlich konstruiert. Diese großdeutsche Verklemmung sorgt dann auch dafür, daß Krieger aus Österreich im Zweiten Weltkrieg unberücksichtigt bleiben mußten. (bä)

Helmut Neuhold: Österreichs Kriegshelden. Landsknechte, Haudegen, Feldherren. Ares Verlag, Graz 2013, gebunden, 282 Seiten, Abbildungen, 24,90 Euro

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