© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Chefredakteur trifft Minister
Politikerreisen: Philipp Rösler wollte seinen Ruf als Förderer der IT-Branche stärken / Was bleibt, ist die Kai-Diekmann-Umarmung
Ronald Gläser

Der Wirtschaftsminister reist nach Kalifornien. Er wird begleitet von Politikern, Journalisten und Jungunternehmern, mit denen er Erfindungen auf dem IT-Markt diskutieren und die Gründerkultur in Amerika studieren will. Rösler empfiehlt sich als Macher.

Aber dann schießt jemand in Silicon Valley ein Foto von der Begrüßung durch Bild-Chefreakteur Kai Diekmann, und alles ist aus. Von diesem Moment an dreht sich alles nur noch um das Umarmungsfoto, das eine große Nähe zwischen dem Politiker und dem Chefredakteur erahnen läßt. Bild hat Rösler obendrein kräftig als „Mr. Cool“ abgefeiert. Darf Rösler das? Darf Bild das? Tagelang diskutiert der Medienbetrieb über Rösler und Diekmann, der übrigens am Wochenende von seiner Auszeit in den Vereinigten Staaten zurückkehrt.

Die Piraten fordern mehr Distanz zwischen Medien und Politik. Der DJV warnt die Kollegen, sich „nicht vor einen politischen Karren spannen zu lassen“. In den sozialen Netzwerken machen Montagen die Runde, bei denen Rösler Schurken wie Kim Jong-un oder Hannibal Lecter umarmt. Rösler setzte die freundlichen Fotos mit Führungspersönlichkeiten aus dem Hause Axel Springer während seiner Reise dennoch fort. So etwa mit dem Springer-Lobbyisten Dietrich von Klaeden.

Wie die JF aus Röslers Umfeld erfuhr, interpretiert der Minister die Fotos nicht als PR-Gau. Bild hingegen wurde das Geraune über eine zu große Nähe zu dem Spitzenpolitiker mulmig. Kai Diekmann ironisierte das Begrüßungsfoto später mit weiteren Bildern, auf denen zu sehen war, wie er haufenweise Jungunternehmer kräftig umarmt.

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