© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Zeitschriftenkritik: Militär & Geschichte
Historische Korrekturen
Werner Olles

Der Angriff der „Legion Condor“ auf die Stadt Guernica während des Spanischen Bürgerkrieges gilt seit vielen Jahren in der offiziösen deutschen Geschichtsschreibung als „terroristischer“ oder „verbrecherischer“ Akt und die Luftwaffe somit als stigmatisiert. Neue Forschungen belegen indes, daß eine Terrorabsicht nicht nachgewiesen werden kann. In der aktuellen Ausgabe (Nr. 69, Juni/Juli 2013) der zweimonatlich erscheinenden Zeitschrift Militär & Geschichte (Untertitel: „Bilder – Tatsachen – Hintergründe“) erklärt Brigadegeneral a. D. Hermann Hagena den wahren Verlauf des Luftangriffs und entzaubert langlebige Mythen. Danach entspricht die historische Wahrheit über den Angriff auf Guernica nicht der gängigen Sichtweise, nach der die Führung der „Legion Condor“ Guernica als „Test“ für künftige Terrorangriffe nutzen wollte. Doch entwickelten sich nach dem Krieg Legenden, die sich aus falschen Tatsachenbehauptungen, Manipulation der Opferzahlen, Greuelpropaganda und einseitigen Schuldzuweisungen speisten.

Als Ziel hatte die deutsche Militärführung Guernica aus eindeutig militärtaktischen Gründen ausgewählt. Am Ostrand der Stadt standen drei Waffenfabriken, zudem galt Guernica als letzte Regierungsbastion im Norden auf dem Weg zur bedeutenden Hafen- und Industriestadt Bilbao. Verfolgt von den nationalspanischen Truppen General Molas, befanden sich die baskischen Verbände bereits auf dem Rückzug. Um zu verhindern, daß die zurückflutenden Basken die Verteidigungsstellungen um Bilbao verstärkten, sollten die wichtige Brücke über die Oca und die Straßenkreuzung der Vorstadt Renteria zerstört werden. Doch der Angriff mißlang. Fehlwürfe und ohne ausreichende Bodensicht abgeworfene Bomben lösten Brände aus, die nach und nach 70 Prozent aller Gebäude in Guernica erfaßten.

Am Ausgang des Spanischen Bürgerkrieges änderte der von einem Teil international wichtiger Medien angezettelte Propagandakrieg um Guernica zwar nichts, doch seine Wirkung ist bis heute ungebrochen. Bei einer kritischen Bestandsaufnahme der Geschehnisse kann jedoch von einer Alleinschuld der „Legion Condor“ keine Rede mehr sein, zumal auch nationalspanische und italienische Luftstreitkräfte an dem Angriff beteiligt waren. Die Hunderten von zivilen Toten sind einer unglücklichen Verkettung von Umständen geschuldet. Nach den damals gültigen Regeln des Völkerrechts war der Angriff jedoch kein Kriegsverbrechen. Im Friedensmuseum von Guernica wird die Brücke von Renteria als militärisches Ziel des Angriffs mittlerweile korrekt angegeben.

Weitere Beiträge berichten über den Herrscher der Mongolen, Dschingis Khan, der die zerstrittenen mongolischen Stämme zusammenführte und aus dem Nichts ein Imperium schuf, sowie über den Untergang der 1880/81 erbauten brandenburgischen Fregatte „Friedrich Wilhelm zu Pferde“, der letztlich das Ende der kurbrandenburgischen Kolonialträume einläutete.

Kontakt: Pabel-Moewig Verlag. Karlsruher Str. 31, 76437 Rastatt. Der Einzelpreis beträgt 3,50 Euro, das Jahreabo kostet 23,40 Euro.

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