© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Japanischer Börseneinbruch verursacht weltweite Kurskorrektur
Heiße Druckerpresse
Albrecht Rothacher

Seit Mitte April stieg der Dax von 7.500 auf die Rekordmarke von 8.557 Punkten. Ende voriger Woche erfolgte dann ein Absturz auf 8.300. Auslöser waren dramatische Kursverluste an der Leitbörse in Tokio: der Nikkei fiel innerhalb von drei Handelstagen von 15.600 auf 14.100. Die Anleger werden nervös, denn Premier Shinzo Abe versucht, die sparsamen Japaner durch eine extrem lockere Geldpolitik zum Konsum zu zwingen. Das Haushaltsdefizit klettert auf elf Prozent, die Staatsschulden steigen auf 245 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung.

Die Zentralbank verdoppelt den Geldumlauf und kauft 70 Prozent aller Staatsobligationen auf. „Monetarisierung der Staatsschuld“ wird dies genannt, vulgo: Gelddrucken, bis das Inflationsziel von zwei Prozent erreicht ist. Der Yen stürzte daher schon um 30 Prozent gegenüber Dollar und Euro ab, liegt aber immer noch ein Viertel höher als vor fünf Jahren. Das ließ die japanischen Exporte um vier Prozent steigen. Offizielle Jubelmeldungen versprechen ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent, doch angesichts stagnierender Löhne regt sich die Binnennachfrage kaum. Die entscheidenden Industrieinvestitionen bewegen sich auch nicht.

Die Nikkei-Kurse schossen anfangs um 75 Prozent in die Höhe – allerdings durch Anleger, die aus Staatsanleihen flüchten, und durch ausländische Spekulanten, die kurzfristige Gewinne in der Werteblase vor dem großen Crash mitnehmen wollen. Und bald wird Japan angesichts seiner schwächelnden Zahlungsbilanz Geld im Ausland aufnehmen müssen. Doch internationale Finanzinvestoren sind nicht an Nullzinsen interessiert, sie verlangen saftige Risikoaufschläge, die sich der japanische Fiskus nicht leisten kann. Dennoch jubelt die Euro-Linke, allen voran die französischen Sozialisten: Wenn Wachstum mit der Geldpresse machbar ist, was sollen dann die 60 Prozent als Schuldenlimit für die Euro-Zone? Ob nach den Septemberwahlen in Deutschland wohl auch die Schleusen geöffnet werden?

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