© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/13 / 31. Mai 2013

Warten auf den Praxistest
Studentenverbindungen: Auf der Verbandstagung in Eisenach hat die Deutsche Burschenschaft ihren Streit über Mitgliedskriterien entschärft
Christian Vollradt

Am Ende haben drei Worte gereicht, einen langwährenden Streit zu beenden: „und gleiche Abstammung“. Mit diesem Zusatz hat die Deutsche Burschenschaft (DB) auf ihrem Burschentag vergangene Woche in Eisenach einen entsprechenden Passus ihrer Satzung ergänzt, der Einfluß auf die Mitgliedskriterien in den eigenen Reihen hat.

Voraussetzung ist nämlich unter anderem, daß jedes Mitglied einer DB-Burschenschaft Deutscher ist. Wie dies auszulegen sei, sorgte immer wieder für Streit (JF 24/11) innerhalb des Dachverbandes. Einige Versuche, das Deutschsein besonders genau zu definieren, boten Anlaß für hämische Darstellungen und polemische Verzerrung („Arierparagraph“) in den Medien.

Nachdem sich Vertreter der „rechten“ Burschenschaftlichen Gemeinschaft (BG) und der „liberalen“ Initiative Burschenschaftliche Zukunft (IBZ) zusammengetan hatten, war der Weg für einen Kompromiß schließlich frei. In der neuen Fassung lautet der gesamte Artikel, die DB verstehe unter Volk „die Gemeinschaft, die durch gleiches geschichtliches Schicksal, gleiche Kultur, verwandtes Brauchtum, gleich Sprache und gleiche Abstammung verbunden ist“. Wegen dieses unbestimmten Rechtsbegriffs bleibe jedem Bund genug Spielraum, dieses Kriterium auszulegen, lobten Teilnehmer die Einigung. Allerdings müsse sich der Kompromiß erst in der Praxis bewähren, da habe es in der Vergangenheit häufig an der nötigen Toleranz gefehlt, unkte ein Alter Herr.

Unaufgeregt und weitgehend harmonisch seien die nichtöffentlichen Verhandlungen verlaufen, berichten Teilnehmer. Weniger Selbstbespiegelung, mehr politische Stellungnahme – diese Parole hatte bereits vor dem Burschentag DB-Sprecher Walter Tributsch gegenüber der JUNGEN FREIHEIT ausgegeben: Der Leitantrag zum Kampf gegen Jugendarbeitslosigkeit in Europa wurde angenommen, und Mitglieder verschiedener Bünde stellten der scheidenden vorsitzenden Burschenschaft Teutonia Wien ein gutes Zeugnis für ihre Arbeit aus.

Doch die Sorgenfalten sind nicht bei allen verschwunden. Die Austrittswelle (JF 21/13) des vergangenen Geschäftsjahres macht sich auch finanziell bemerkbar. Die Kassenlage ist angespannt, so daß mancher insgeheim mit steigenden Mitgliedsbeiträgen rechnet.

Daß der abschließende Kommers am Samstag abend nicht gerade üppig besucht war, begründeten manche Burschenschafter mit der jüngsten Austrittswelle, andere mit dem parallel im Fernsehen übertragenen deutsch-deutschen Champions-League-Finale.

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