© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Meldungen

Geschichtsdenken: Vom Geist des Konservatismus

MÜNCHEN. Der Kulturhistoriker Jacob Burckhardt (1818–1897) gilt als Geschichtserzähler „ohne System“. Schon Zeitgenossen beklagten das niedrige Abstraktionsniveau und das Fehlen einer theoretischen Konzeption. Allerdings haben Burckhardt-Interpreten wie Karl Löwith oder Rudolf Stadelmann seit den 1930ern diese vermeintliche Schwäche als die eigentliche Stärke eines Geschichtsdenkers aufgezeigt, der anthropologische Konstanten der Historie gegen liberale und sozialistische Fortschrittsutopien in Stellung brachte. Burckhardts „Unbehagen an der Moderne“ aus der Tradition von Edmund Burkes romantischem Konservatismus gilt seitdem als Schlüssel zum Geschichtsverständnis des unablässig gegen das „Anwachsen der Geschäfte und des Materiellen“ polemisierenden Basler Gelehrten. Martin A. Ruehl (Cambridge) schließt nun in einer ausführlichen Studie an diese ältere Burckhardt-Deutung an, wenn er nochmals die geschichtstheoretische Funktion der „Konstanten“ akzentuiert (Historische Zeitschrift 296/2013). Diese hätten sich bei dem von „Modernisierungsängsten“ geplagten Professor „direkt gegen die emanzipatorischen und egalitären Versprechen“ gerichtet, die Karl Marx aus der Vergangenheit abzulesen versuchte. (ob)

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Umberto Eco: Kritik am „Weltintellektuellen“

Göttingen. Im Rezensionsblatt Historisch-Politisches Buch (1/2013) erschienen zwei Besprechungen, welche am Mythos Umberto Eco kratzen. Dabei beklagt Robert G. Radu in seinen Bemerkungen vor allem die geistige Nabelschau des gefeierten Autors, der 2005 zum zweitwichtigsten Intellektuellen der Welt gekürt wurde. Zudem bezeichnet er das wiedergegebene Gespräch zwischen Eco und dem Drehbuchautoren Carriere sowie dem Journalisten Tonnac als „harmonisch dahinplätschernde Unterhaltung“, die „zwischen Luzidem und Privat-Profanem changiere“. Wolfgang Kaufmann wiederum kritisiert die Larmoyanz Ecos in „Im Krebsgang voran. Heiße Kriege und medialer Populismus“: der Semiotiker sehe allerorten nur noch Regression und ein Wiederaufleben des Faschismus. Das mache sein Buch „belehrend, moralinsauer und meist auch enttäuschend humorlos“. Dazu komme die unaufhörliche Beschimpfung der Wähler, welche Ecos Lieblingsfeind Berlusconi ins Amt gehievt hätten. (bä)

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Erste Sätze

Es war am dritten Tage und morgens in der Frühe.

Paul Schütz: Zwischen Nil und Kaukasus, München 1930

 

Historisches Kalenderblatt

23. Mai 1533: Thomas Cranmer, Erzbischof von Canterbury, erklärt die Ehe zwischen König Heinrich VIII. und Katharina von Aragón für ungültig. Damit spitzt er einen Disput mit dem Vatikan zu, der letztlich die Abspaltung der „Kirche von England“ bewirkt.

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