© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/13 / 17. Mai 2013

Klimageschichte: Extremes Unbehagen in Historikerkreisen
Bisher völlig unterbelichtet
(wk)

Im Historisch-Politischen Buch (1/2013) legt der Bielefelder Geschichtswissenschaftler Jürgen Büschenfeld ausdrücklich die Lektüre des Werkes „Klimageschichte der Neuzeit“ von Franz Mauelshagen nahe: Endlich einmal sei das Trennende zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften aufgehoben worden, denn der nunmehr am kulturwissenschaftlichen Institut Essen tätige Klimahistoriker zähle und rechne und hantiere nicht nur – wie ansonsten in der Zunft üblich – mit abstrakten Theorien. Allerdings bleibe höchst fraglich, ob dieses Tun eine Signalwirkung auf die Umweltgeschichte oder gar andere historische Disziplinen habe. Immerhin dürfe man nicht verkennen, daß heutzutage zwar allerorten über das Klima geredet werde, aber in Historikerkreisen ein extremes Unbehagen bestehe, es ernsthaft als Faktor zu berücksichtigen, denn das würde ja auf die Rückkehr zu einem deterministischen Geschichtsbild hinauslaufen, die natürlich überhaupt nicht in Frage komme. Deshalb sei unklar, ob die Historiker eines Tages in der Lage sein werden, auch das für die Menschheit so enorm wichtige Klima aus der Perspektive ihrer Disziplin „lesbar“ zu machen. Derzeit jedenfalls deute nur sehr wenig darauf hin – egal „ob es um sozioökonomische Fragen, um soziale Konflikte oder um kulturgeschichtliche Themen geht“.

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