© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Frisch gepresst

Ribbentrop. In den Memoiren politischer Akteure und Beobachter der NS-Zeit figuriert der deutsche Botschafter in London und seit 1938 amtierende Reichsaußenminister als devoter Gehilfe, um Adolf Hitlers „Stufenplan zur Weltherrschaft“ (Andreas Hillgruber) umzusetzen. Geradezu freudig erregt, griffen deutsche Zeithistoriker diese Darstellung des außenpolitisch dilettierenden „Sektvertreters“ auf, dessen Fehleinschätzung britischer Machtinteressen seinen Führer und Reichskanzler ermuntert haben soll, den Zweiten Weltkrieg auszulösen. Ein ganz anderes Bild dagegen vermittelt jetzt Stefan Scheils „politische Biographie“ Joachim von Ribbentrops. Während seine etablierten Kollegen die Quellen zur Vorgeschichte des 1. September 1939 meiden wie die Pest, weil ihnen die deutsche Alleinschuld Dogma ist, betrachtet Scheil das Aktenstudium und die darauf basierte präzise Rekonstruktion der Handlungsabläufe in der internationalen Politik der 1930er Jahre als sein Kerngeschäft. Ribbentrop erscheint zwar auch bei ihm als gescheiterter Außenpolitiker, aber nicht als ein sich verkalkulierender Kriegstreiber, sondern als ein durchaus versierter Diplomat, der aber dem Machtwillen in London, Washington und Warschau nicht gewachsen gewesen sei. (vl)

 

Lindbergh. Er war der amerikanische Held, geehrt mit Konfettiparaden und der Ehrenmedaille. Mit seinem 33stündigen Transatlantikflug, allein und ohne Zwischenhalt von New York nach Paris, schrieb Charles Lindbergh im Mai 1927 Geschichte. Der Glanz verblaßte allerdings Anfang der vierziger Jahre jäh, als er als Sprecher des isolationistischen „America First Committee“ (AFC) gegen einen Kriegseinsatz der USA wetterte und die jüdisch dominierte Presse der Kriegstreiberei bezichtigte. Lindberghs unmittelbar nach seiner Rückkehr in die USA 1927 verfaßtes Buch „Wir zwei“ aus dem Leben des Luftfahrtpioniers war zu dem Zeitpunkt aber schon ein mehrfach aufgelegter Bestseller. Die nur noch antiquarisch erhältliche deutsche Übersetzung dieser spannenden Schilderung von damals liegt jetzt ergänzt und in besserer Übersetzung vor und wurde mit einem Vorwort der Lindbergh-Tochter Reeve garniert. (bä)

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