© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Blick in die Medien
„Huffington Post“: Keine große Nummer
Toni Roidl

Die Huffington Post ist ein Kuriosum in der Medienlandschaft. Die Online-Zeitung bereitet Meldungen anderer Seiten in kurzen, meinungsstarken Kommentaren auf. Für Leser, die einen kurzen Überblick mit Wertung, aber ohne Hintergrundinformationen wünschen, optimal. Das Angebot ist kostenlos, und die Autoren erhalten kein Honorar.

Das fasziniert deutsche Verlage. Die denken ja immer noch darüber nach, wie sie mit ihren Online-Ausgaben Geld verdienen. Gratis-Schreiber sind da eine reizvolle Idee.

Darum kommt das Modell auch zu uns. Die Burda-Tochter Tomorrow Focus AG will die HuffPo ab Herbst mit dem Auftritt von Focus Online verknüpfen. Den Inhalt sollen Blogger, Promis und Experten kostenlos liefern. Das Grundgerüst stützen die US-amerikanischen Partner, hinter denen AOL steht. Die erwarteten Anlaufverluste werden brüderlich geteilt.

„Die ‘HuffPo’ wird auf dem deutschen Markt vermutlich keine große Nummer werden.“

„Wir brauchen Menschen, die sich in einem Fachgebiet auskennen und ihr Wissen teilen wollen“, wirbt Chef Jimmy Maymann. Das wird auch Wichtigtuer mit  Tagesfreizeit anziehen. Angeblich haben sich die deutschen Verlage um die Zusammenarbeit gerissen. Laut Spiegel haben Springer und Burda jedoch nach einer Wirtschaftlichkeitsprognose abgewinkt, ebenso der Spiegel-Verlag, die SZ, Holtzbrinck und Gruner + Jahr.

In den USA hat die Huffington Post viele Leser und freiwillige Umsonst-Autoren (wenn auch bestimmt nicht so viele wie nach eigenen Angaben). In fünf Jahren, posaunt die Leitung, soll die Huff-Po als Konkurrenz zu Focus und Spiegel unter den deutschen Top-5-Magazinen Geld verdienen.Hüstel, hüstel.

Die HuffPo wird auf dem deutschen Medienmarkt vermutlich keine große Nummer werden. Aber eine Wirkung hat sie jetzt schon: Andere Verlage werden es sich überlegen, ob sie wirklich Bezahlschranken einrichten.

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