© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/13 / 10. Mai 2013

Ein profitabler Euro müßte die D-Mark-Konkurrenz nicht fürchten
Propagandaoffensive
Bernd-Thomas Ramb

Deutschland profitiert vom Euro“, behauptet Angela Merkel seit der ersten Rettungsaktion für Griechenland. Den gleichen Titel trägt auch die jüngste Studie der für ihre Pro-Euro-Propaganda berüchtigten Prognos AG, diesmal erstellt für die Bertelsmann-Stiftung. Überhaupt ist bemerkenswert, wie angesichts einer zunehmend gefürchteten Alternativpartei, die den Euro nicht für „alternativlos“ hält, die Verlautbarungen geradezu hysterische Formen annehmen: Nur nicht am Euro rütteln, sonst ist Deutschland dem Untergang geweiht. Die Berliner Allparteienallianz der Euro-Anhänger gerät offensichtlich in Panik.

Merkels Mantra ist so alt und ausgelutscht wie der Euro selbst. Schon vor der Einführung der Einheitswährung wurden die schmalen Vorteile, wie Wegfall des Umtauschs in eine andere Währung während der Urlaubsreise oder Einsparung von Wechselkursberechnungen bei Preisvergleichen, durch vage Vermutungen bedeutender Handelsvorteile ergänzt. Inzwischen hat sich herausgestellt, daß Deutschland nicht zugrunde gegangen ist, weil es den Großteil seiner Exportwirtschaft weiterhin mit Fremdwährungsländern betreibt.

Im Gegenteil zeigt es sich immer mehr, die deutschen Exporte in die maroden Südländer der Euro-Zone sind nur noch durch gleichzeitige Transferzahlungen finanzierbar. Letztlich werden diese Exporte als reine Geschenke zu verbuchen sein. Die Prognos-Propaganda basiert mehr denn je auf bloßen Vermutungen und äußerst gewagten Spekulationen. Besonders unseriös sind die Drohgebärden, ohne Euro würde das Wirtschaftswachstum um 0,5 Prozent niedriger sein und Hunderttausende Arbeitsplätze in Deutschland verlorengehen. Alternative Betrachtungen, die im Falle einer D-Mark-Rückkehr eine große Stimulanz, nicht nur der Wirtschaft in den maroden Krisenstaaten, sondern auch der deutschen Wirtschaft erwarten lassen, werden von den Euro-Propagandisten nicht zur Kenntnis genommen.

Es lohnt sich dennoch, das Argument, Deutschland profitiere vom Euro wie kein anderes Land, einmal konsequent weiterzudenken. Deutschland profitiert mehr als alle anderen; damit wird natürlich nicht nur der Wunsch der weniger privilegierten Euro-Länder nach Teilhabe an diesem deutschen Profit verstärkt, sondern auch materiell begründet. Motto: Deutschland kann sich dies durchaus leisten. Ungeachtet der Tatsache, daß Deutschland bereits jetzt einen Großteil der Kosten trägt, die zur Euro-Erhaltung anfallen, begünstigt diese Behauptung die Forderung nach noch mehr deutschen Hilfsgeldern.

Andererseits kann die Behauptung, der Euro habe für Deutschland nur Vorteile, aber auch die Forderung bestätigen, in Deutschland die D-Mark als Zweitwährung wieder einzuführen. Wenn der Euro wirklich so stark und gut für Deutschland ist, muß er diese Konkurrenz doch nicht fürchten.

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