© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/13 / 26. April 2013

USA: Bildung als Luxusware
Neuerfindung der Universität
(ob)

Seit 1990 sind die Studiengebühren an staatlichen US-Universitäten um 500 Prozent gestiegen – bei gleichzeitig sinkenden Realeinkommen der privaten Haushalte als Folge neoliberaler Wirtschaftspolitik, die republikanische wie demokratische Präsidenten von Reagan bis Obama verfolgten. Locker 100.000 Dollar kostet ein Jurastudium, und allein um derzeit das Grundstudium zu finanzieren, ist ein Ausbildungsdarlehen von 25.000 Dollar erforderlich. Per Gesetz haben sich die Banken abgesichert, daß auch im Todesfall Hinterbliebene das Darlehen vollständig mit Zinsen zurückzahlen müssen. Leicht irritiert berichtet der in Indiana lehrende deutsche Professor Christoffer H. Grundmann von solchen ruppigen „Begleiterscheinungen“ des Studiums in seinem Gastland (Forschung&Lehre, 2/2013). Verschärft wurde die Lage durch die Kürzung öffentlicher Förderung – seit 2006 jährlich im Schnitt um 13 Prozent. Zudem steigen die Kosten der Bürokratie, des Marketings, der für Studenten mit „Migrationshintergrund“ erweiterten Leistungsangebote. Von Finanzsorgen geplagt, verlagern daher Universitäten ihre Studienangebote zunehmend ins Internet. Für Grundmann bahnt sich damit eine so kostengünstige wie fragwürdige „Neuerfindung der Universität“ an. Sei doch Bildung mehr als digital vermittelbare „bloße Sachinformation“.

www.forschung-und-lehre.de

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