© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/13 / 26. April 2013

Frauen verdienen weniger
Quotendebatte: In der industriell geprägten deutschen Volkswirtschaft sind Führungsaufgaben oft mit Kompetenzen in technischen Berufen verbunden
Fabian Schmidt-Ahmad

Feminismus sei nichts „anderes als eine einzige lange Klage“, klagte vor zehn Jahren Martin van Creveld in seinem Buch über „Das bevorzugte Geschlecht“. Wie recht der israelische Militärhistoriker damit hat, bestätigte vorige Woche erneut die Bundestagsdebatte zur gesetzlichen Frauenquote in deutschen Aufsichtsräten. Es ist ein reines Symbolthema für eine kleine privilegierte Minderheit, denn der Anteil der Frauen an den Beschäftigten liegt mit 46 Prozent nahe dem Bevölkerungsdurchschnitt (51 Prozent).

Relevante Unterschiede zwischen den Geschlechtern zeigen sich auf dem Arbeitsmarkt an anderer Stelle. Berufstätige Frauen verdienen um etwa 22 Prozent weniger als Männer, rechnet das Statistische Bundesamt für 2012 vor. Ein Wert, der sich in den letzten Jahren nicht sonderlich verändert hat. Das ist Wasser auf die Mühlen derjenigen, die nicht nur die Chefetagen der Wirtschaft, sondern gleich alles, was Reichtum und Macht verspricht – und bisher von Männern dominiert wurde – mit einer Frauenquote beglücken möchten.

Doch selbst hier ist Mißtrauen angebracht. Denn kein Tarifvertrag sichert Männern eine bessere Entlohnung zu, nur weil sie Männer sind. Und wenn, hätte er vor keinem Arbeitsgericht bestand. Wie kommt dann diese „Lohnlücke“ zustande, die gern skandalisiert wird? Nun, wie man sich denken kann, liegt es an dem kleinen Unterschied.

Es ist das Verdienst einer Studie aus dem Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln, endlich einmal einen Vergleich zu unternehmen, bei dem nicht ständig Ungleiches mit Gleichem durcheinandergewürfelt wird – freilich auf Kosten liebgewonnener ideologischer Prämissen. Die unterschiedliche Erwerbsquote von Frauen und Männern – Ausdruck eines Patriarchats, welches die Frau als Heimchen kontrollieren will?

Mit Abstand die höchste Erwerbsquote stellen die Autoren bei der Altersgruppe ab 55 Jahren fest. Nicht weil diese Frauen besonders emanzipiert wären, sondern weil sie durch die Sozialreformen der rot-grünen Regierung Schröder/Fischer schlechter gestellt wurden. So erhält die Forderung nach einer höheren Erwerbsquote für Frauen auf einmal einen faden Beigeschmack. Die geringste Quote findet sich bei den 18 bis 28 Jahre alten Frauen, die – trotz eines mütterfeindlichen Klimas – in dieser Zeit Kinder bekommen. Erst danach steigen sie ins Berufsleben ein – weil sie dürfen oder weil sie müssen?

Eben dieser Umstand sorgt dafür, daß Frauen eine andere Karriere als Männer verfolgen. Wenig flexibel, wenig risikobereit, dagegen häufiger Zeitarbeit und Berufe mit hoher sozialer Absicherung. Alles das sind aber nicht die besten Voraussetzungen für eine Laufbahn in der Chefetage. Die Autoren nennen dies einen „Schattenpreis“, um den die Arbeit von Frauen verteuert ist, mit den notwendigen Folgen. Aber in anderen Ländern gibt es dennoch einen höheren Frauenanteil in Führungspositionen?

Auch diesen Einwand lassen die Autoren nicht gelten. Traditionell werden in der industriell geprägten deutschen Volkswirtschaft Führungsaufgaben mit Kompetenzen in technischen Berufen verbunden. Wer hier nur einen geisteswissenschaftlichen Abschluß vorzuweisen hat – wie bei Frauen häufiger – bleibt außen vor. Ebenso werden gehobene Positionen hierzulande eher intern vergeben. Und zwar an diejenigen, die zuvor mehr gearbeitet haben als sie sollten – die Autoren sprechen von „Leistungspfand“ und „Leistungsturnieren“. Aus den genannten Gründen sind das aber selten Frauen.

Was bleibt dann eigentlich noch übrig von der skandalisierten „Lohnlücke“? Die Autoren verweisen auf Studien zur Akkordentlohnung, bei der leistungsabhängig vergütet wird. Das wenig überraschende Ergebnis: Es gab praktisch keinen feststellbaren Unterschied bei der Vergütung von Männern und Frauen. Entsprechend skeptisch stehen die Autoren einer Quotenregelung gegenüber, die notwendig immer eine „Positivdiskriminierung“ darstelle. Sie bringt für Unternehmen das Risiko, einen geeigneten männlichen Kandidaten nicht an sich binden zu können, „weil eine Frauenquote den Sprung auf die angestrebte Position verhindert“.

Materialsammlung über „Die gesellschaftlichen Kosten einer gesetzlichen Frauenquote“: sciencefiles.org

Holger Schäfer u.a.: Beschäftigungsperspektiven von Frauen. Institut der deutschen Wirtschaft, Köln 2013, 56 Seiten, broschiert, 11,80 Euro

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