© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/13 / 26. April 2013

Für die grüne Solarworld und ihre Anleger sieht es düster aus
Sonnenfinsternis
Markus Brandstetter

Vorige Woche hat die Solarworld AG ihre Anleger geschockt. Am 17. April teilte der 1998 von dem Grünen-Politiker Frank Asbeck gegründete Photovoltaikkonzern mit, daß das Grundkapital zur Hälfte verloren sei und der Verlust für das Geschäftsjahr 2012 wohl eine halbe Milliarde Euro betragen wird. Damit kein Optimismus aufkommt, hieß es weiter, daß sich das endgültige Ergebnis nochmals „wesentlich verändern“ (also verschlechtern) könnte. Als dies bekannt wurde, war das Entsetzen groß, denn Solarworld ist der letzte große deutsche Hersteller von Solaranlagen in einer von Pleiten geplagten Branche, einer dem die üblichen Experten überhaupt noch eine Zukunft bescheinigen.

Das pflichtschuldige Erstaunen von Aktienexperten und Anlagejong­leuren hätten diese sich allerdings sparen können, denn die Solarworld-Aktie schreit seit Jahren in die Welt hinaus, daß Firmen und Branche nur eine Richtung kennen, nämlich abwärts. In fünf Jahren ist das Papier von 36 Euro auf nunmehr 70 Cent gefallen. In dieser ganzen Zeit hat es sich immer schlechter entwickelt als der Dax und seinen Besitzern nichts anderes als Enttäuschungen beschert. Wer im April 2008 (dem selben Jahr, in dem Asbeck Opel von GM übernehmen wollte) 1.000 Euro in einen stinknormalen Dax-Indexfonds investiert hat, der besitzt jetzt 1.150 Euro. Wer mit demselben Geld damals Solarworld-Aktien gekauft hat, verfügt heute noch über genau 20 Euro, darf sich aber schmeicheln, daß er mit seinen Verlusten die asiatische Solarindustrie unterstützt und etwas für sein grünes Gewissen getan hat.

Wie geht es nun weiter? Der grüne Vorstand verbreitet Durchhalteparolen, verspricht treuherzig, alles zu tun, um durch diese schwierige Phase zu kommen, schiebt aber jede Schuld auf die Chinesen, die die Welt mit billigen Solaranlagen überschwemmt hätten. Da ist was dran, dabei wird aber großzügig vergessen, daß auch die deutsche Solarwold Subventionen über 130 Millionen Euro abgegriffen hat und das ganze Geschäftsmodell nie auf Marktgesetzen, sondern nur auf einem – von Rot-Grün wie Schwarz-Gelb – übersubventionierten Pseudomarkt beruhte.

Jetzt kommt die Quittung, und die sieht so aus, daß das Unternehmen überschuldet und nach deutschem Insolvenzrecht theoretisch gezwungen ist, Insolvenz anzumelden, sofern es keine positive Fortführungsprognose gibt. Die scheint nach der Meinung ungenannter Experten vorhanden zu sein, aber solange die zukünftige Liquidität nicht gesichert ist, bringt das gar nichts.

Damit die Gelder weiter fließen, verhandelt Solarworld seit Monaten mit Gläubigern, Banken und Kreditgebern. Aber ob die den Geldhahn nochmals aufdrehen, ist fraglich. Und selbst wenn: Die chinesische Billigkonkurrenz wird nicht verschwinden, die Subventionen für Solaranlagen werden weltweit weiter gekappt werden und die Preise nochmals fallen.

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