© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  17/13 / 19. April 2013

Ein Leben für die „Gustloff“
Nachruf: Zum Tod von Heinz Schön
Christian Vollradt

Manchmal steht am Beginn einer Karriere das Scheitern einer anderen. Der Lebensweg von Heinz Schön ist so ein Beispiel dafür. Wegen Kurzsichtigkeit mußte der 1926 geborene Kadett 1943 vom Segelschulschiff der Kriegsmarine abmustern, um kurz darauf bei der Handelsmarine anzuheuern. Als Zahlmeister-Assistent versah Schön seinen Dienst dann im ab dem Februar 1944 auf dem Passagierschiff „Wilhelm Gustloff“, das „kriegsverpflichtet“ in der Danziger Bucht lag. Als Besatzungsmitglied erlebte er den Ansturm der vor der Roten Armee Flüchtenden und gehörte nach dem Torpedoangriff eines russischen U-Boots zu den nur 1.239 Überlebenden.

Elfmal noch war Schön danach weiter auf der Ostsee im Einsatz zur Flüchtlingsrettung. Auch nach dem Krieg, als er in Göttingen bereits die Verwaltungsakademie absolviert und seine Frau kennengelernt hatte, ließen ihn die dramatischen Erlebnisse nicht los. Noch ganz „Zahlmeister“, dokumentierte er fortan akribisch das Schicksal der „Gustloff“ und ihrer Passagiere. 1952 veröffentlichte er das erste Buch dazu, das dem 1959 gedrehten Film „Nacht fiel über Gotenhafen“ als Grundlage diente. In zahlreichen Fernsehdokumentationen trat Schön als Experte sowie Zeitzeuge auf und war weiterhin publizistisch tätig. Der JUNGEN FREIHEIT gab er mehrere Interviews, zuletzt im Jahr 2008.

Wie jetzt bekannt wurde, starb Heinz Schön bereits am 7. April. Er wurde am vergangenen Freitag im Kreis seiner Familie in seiner Heimatstadt Herford, der er bis 1990 als Verkehrsdirektor gedient hatte, bestattet.

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