© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/13 / 12. April 2013

Umwelt
Begründete Vermutung
Volker Kempf

Jørgen Randers war Mitarbeiter an der Studie über „Die Grenzen des Wachstums“. Derzeit zieht der norwegische Ökonom mit seinem Buch „2052. Der neue Bericht an den Club of Rome“ durchs Land und hält Vorträge. Genau zuhören hat noch nie geschadet. So stellt Randers klar, daß der erste Report von 1972 nie den Anspruch hegte, eine genaue Prognose abzuliefern. „Wir versuchten nicht vorauszusagen, was im Lauf des nächsten Jahrhunderts tatsächlich geschehen würde. Wir glaubten nämlich nicht, daß dies mit der nötigen wissenschaftlichen Genauigkeit zu leisten war.“ Es wurden aber Szenarien über Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum, Ressourcen- und Naturverbrauch sowie Umweltzerstörung erstellt. Daher sei es sinnlos zu fragen, ob die „Prognosen“ von den Grenzen des Wachstums eingetreten sind.

Nur allgemein gehalten lasse sich eine Aussage über die Zukunft entnehmen: „Wenn sich nicht grundsätzlich etwas änderte, war die Menschheit im Begriff, auf gefährliche Weise über die materiellen Grenzen unseres Planeten hinauszuwachsen.“ Und der Kurs hat sich im großen und ganzen nicht geändert, er sei zu optimistisch gewesen, so Randers. Heute ließen sich präzisere Aussagen machen als vor über 40 Jahren, aber auch die blieben nur „wohlbegründete Vermutungen“. Den Anspruch, eine wissenschaftlich unbezweifelbare Aussage zu machen, hegt Randers nicht. Insofern verschließt sich der Auseinandersetzung, wer die ganze Diskussion um Wachstumsgrenzen als Wissenschaftsglaube geißelt. Gründe dafür gibt es einige, so darf vielen der Wirtschaftswachstumsglaube nicht angezweifelt werden. Andere unterstellen, wer das Bevölkerungswachstum problematisiere, der wolle doch die „sexuelle Revolution“ voranbringen und Abtreibungen gutheißen. Nein, zu einfach sollte man es sich mit den Aussichten in den Berichten an den Club of Rome nicht machen.

www.bericht-2052.de

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