© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Umwelt
Adornos Berge
Volker Kempf

Ob Politische Ökologie, taz, Die Zeit oder Lokalzeitungen, alle greifen immer wieder die Broschüre „Braune Ökologen“ der grünen Heinrich-Böll-Stiftung neu auf. Schon Theodor Adorno spielte auf dieser Klaviatur. Im Nietzsche-Haus in Sils-Maria befindet sich ein Text des Philosophen, in dem die Schweizer Gebirgslandschaft als faschistisch beschrieben wird. Doch entgegen Adornos Prognose ist auch Deutschland nicht faschistisch geworden. Aber scheinbar droht die Machtergreifung der Ökobewegung durch Ökofaschisten. Überall bauen sie inzwischen Bio-Möhren an und wagen es sogar, diese zu verkaufen. Wer hat welchem „Birkenstocknazi“ die Hand gereicht oder ein Interview an verdächtiger Stelle gegeben? Da findet sich immer etwas, was den Kampf gegen den Ökofaschismus notwendig erscheinen läßt.

Und wer christlich die „Schöpfung bewahren“ will? Der ist dann eben ein „reaktionärer alter Sack“, so Deniz Yücel in seinem taz-Artikel „Junta-Kumpel löst Hitlerjunge ab“ über Franziskus und Benedikt XVI. Der totalitäre Antifaschismus, der nicht einmal vor Päpsten haltmacht, befindet sich längst im Stadium des Klassenkampfes, der sich aus Verfolgungswahn speist. Dem gegenüber dürfe keine Konzession gemacht werden, kommentierte kürzlich das katholische Blatt Christ in der Gegenwart unter der Überschrift „Hatz-taz“. Recht so, denn ein Glaube, der vom Schöpfer geformte Berge für faschistisch erklärt oder Menschen verunglimpft, ist ein Irrglaube. Während allenthalben „braune Ökologen“ lauern, scheint es „rote Ökologen“ nicht zu geben, sie sind inzwischen einfach das Normale geworden. Ganz schön verrückt. sogar eher hinderlich.

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