© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Briefmarken von Erich Mielke
Stasi-Fälschung dürfte Seltenheitswert haben
Friedrich-Wilh. Schlomann

Als im November 1961 im Bundesnachrichtendienst der KGB-Spion Heinz Felfe verhaftet wurde und der folgende Gerichtsprozeß ergab, daß der einstige SS-Offizier zehn Jahre lang für die Sowjetunion „gearbeitet“ hatte, war in der Bundesrepublik der Schock verständlicherweise ziemlich groß. Diesen psychologischen Sieg wollte die DDR-Staatssicherheit allzu gerne ausnutzen und entwarf dazu eine fingierte Briefmarke der Deutschen Bundespost mit der Abbildung von Felfes Gesicht.

Ziel war, so frankierte Briefe mit DDR-Propagandamaterial nach West-Deutschland zu schmuggeln und dort postalisch zu versenden. Ob bei dieser streng geheimen Aktion probeweise zehn solcher Postwertzeichen gedruckt wurden oder 20 oder gar 50, wissen selbst hohe Stasi-Offiziere bis heute nicht. Eine solche Briefmarke tauchte bisher auch auf keiner philatelistschen Auktion auf, selbst entsprechende Fachzeitschriften kennen sie nicht.

Wohl mehr zufällig wurde sie erst kürzlich in einem der Bücher einstiger Stasi-Größen abgebildet – jedoch ohne jeglichen Hinweis oder gar Kommentar. Alle Anzeichen sprechen dafür, daß sie tatsächlich die rarste Briefmarke seit Kriegsende darstellt! Es kam indes nicht zur Ausführung der geplanten Aktion. Denn im Gegensatz zur Stasi, welche den sowjetischen Spionagefall groß für ihre Propaganda ausnutzen wollte, widersprachen die sowjetischen „Freunde“ (Stasi-Jargon über das KGB ), sie wollten den Spionagefall nicht allzu publik machen. Dem KGB war für ihren abgeurteilten Spion ein in aller Stille durchzuführender Gefangenenaustausch über die Zonengrenze weitaus wichtiger, zudem strebte man in Moskau einen verstärkten Handelsverkehr mit dem kapitalistischen Westen Deutschlands an.

Die Pseudo-Briefmarke der Stasi war in ihrer äußeren Gestaltung der damaligen Postwertzeichen-Serie „Bedeutende Deutsche“ täuschend ähnlich nachgeahmt (die echte 40-Pfennig-Marke zeigte die Abbildung von Gotthold Ephraim Lessing). Trotzdem blieb sie stümperhaft. Denn während diese echten Marken einen weißen Hintergrund aufwiesen, war er bei der fingierten „made in Ost-Berlin“ recht dunkel und wäre von den westdeutschen Postbeamten beim Abstempeln gewiß schnell entdeckt worden …

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