© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Benjamin Carson heißt der neue Stern unter den Kritikern Präsident Obamas
Mr. Angriff
Ronald Gläser

Auch beim Reden benutzt Benjamin Carson oft seine Hände. Jene Hände, mit denen er viele Siamesische Zwillinge getrennt hat, vor allem solche, die am Kopf zusammengewachsen waren. Der 61jährige ist ein Pionier auf diesem Gebiet. Der Dokumentarfilm über ihn heißt passenderweise „Gifted Hands“ („Begabte Hände“).

Als Carson bei einem Symposium in Washington im Februar die Festrede hielt, gestikulierte er auch viel, aber nicht wie ein Volksredner. Sondern mehr wie ein Klavierspieler. Seine Worte jedoch hatten es in sich: Er geißelte die Politische Korrektheit („gefährlich“), forderte eine zehnprozentige Pauschalsteuer („gerecht“) und zerfetzte Obamacare, die Gesundheitsreform des Präsidenten.

Wäre das alles auf einer Versammlung der Tea Party geschehen, so hätte niemand Notiz genommen, aber Obama saß drei Schritte neben Carson und mußte die ganze Rede mit anhören.

„Wenn Sie die Schulden zählen wollten und pro Sekunde eine Zahl aufsagten, dann bräuchten Sie 570.000 Jahre“, so Carson. Obama gefror das Lächeln. Der ganze Auftritt war eine Phillipika gegen seine Politik der mit Schulden bezahlten Sozialprogramme.

Benjamin Carson ist der Gegenentwurf zum entrechteten Schwarzen, wie ihn die Linken gerne darstellen. Trotz der angeblichen Diskriminierung ist er nicht in dem Detroiter Ghetto geblieben, in dem er groß geworden ist. Carson hat eine atemberaubende Karriere als Mediziner hingelegt: Mit 33 war er bereits Chefarzt im angesehenen Johns Hopkins Hospital. Alles ohne Rassenquoten und Sozialklimbim, sondern durch seinen Willen und seinen Fleiß und die Erziehung durch seine alleinerziehende Mutter, die einer armen Großfamilie entstammte.

Er repräsentiert zudem als gläubiger Christ jene konservativen Schwarzen, die auch deshalb zuletzt in Vergessenheit geraten sind, weil Barack Obama so omnipräsent ist und als unumstrittener Wortführer der Farbigen gilt. Das ist er nicht. Er und Carson werden wohl nie wieder gemeinsam auftreten.

Dafür wird Carson, der parteipolitisch unabhängig ist, jetzt von den Rechten als Held gefeiert. Anfang März trat er auf der großen konservativen CPAC-Konferenz als umjubelter Starredner auf. Meinungsforscher klopfen bereits die Wählerschaft ab, um zu schauen, ob er als Kandidat in Frage kommt, und das Wall Street Journal rief ihn sogar als potentiellen Präsidentschaftsbewerber aus.

Das wird er natürlich nicht. Carson wäre genauso chancenlos wie Donald Trump, Steve Forbes oder Herman Cain, die auch alle als Seiteneinsteiger in der US-Politik gescheitert sind. Aber Carson hat die Debatte durcheinandergewirbelt und gezeigt, daß kleine schwarze Jungen, die im Ghetto groß werden, nicht automatisch später als Sozialhilfeempfänger enden.

www.carsonscholars.org

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