© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  15/13 / 05. April 2013

Lesereinspruch

Unzeitgemäß

Zu: „Die Kritik endete geräuschlos“ von Felix Dirsch (JF 14/13)

Bereits Dirschs Aufsatz über „Das Deutsche in der bildenden Kunst“ (JF 44/12) zeigte den Autor nicht ganz auf der Höhe der Zeit. Der konstitutive „Bildersaal deutscher Geschichte“ wurde ausgeblendet. Glatt geleugnet wurden die aktuellen Beispiele deutschen Kunstschaffens, die explizit nationalgeschichtlich inspiriert sind: Namen wie Moritz Götze, Via Lewandowsky und Lutz Dammbeck etwa, deren Entwicklung wohl nicht zufällig noch in der DDR begonnen hatte, suchte man vergebens.

In der neuen Serie zur Kunst der Moderne präsentiert sich Dirsch, nicht zuletzt mit seinem Rekurs auf Max Nordaus „Entartung“ (!), endgültig als ein kulturpessimistischer Kritiker, dessen zeithistorischer Horizont vor einem halben Jahrhundert endet. Die Gegenwart gerät so nicht ausreichend in den Blick, wie auch der Auftakt der Serie beweist, in dem der Autor 1972 die angeblich letzten politischen Zuckungen der zeitgenössischen Kunst wahrnahm.

Vielleicht ist wirklich ja jeder Mensch ein Künstler – ein Kunstkritiker aber sicher nicht.

Peter Westphal, Berlin

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