© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  14/13 / 29. März 2013

Die drei Möglichkeiten im aktuellen Euro-Sanierungsfall Zypern
Ein gewagtes Spiel
Philipp Bagus

Die zypriotischen Banken sind insolvent. Seit dem griechischen Schuldenschnitt 2011 wurden sie nur noch durch Notkredite der EZB am Leben gehalten. Bei einem Bankrott gibt es drei Möglichkeiten. Die erste ist eine Rettung durch Steuermittel. Die zweite ist eine ungeordnete Insolvenz. Die Bank geht pleite, der Insolvenzverwalter liquidiert sie und zahlt die Erlöse an die Gläubiger der Bank aus. Dies hätte den Charme, daß wegen Vertrauensverlusts und massiven Geldabzugs das gesamte Bankensystem einstürzt: Das instabile könnte einem neuen stabilen Bankensystem weichen.

Die dritte Möglichkeit ist ein Debt-Equity-Swap (DES). Hier werden Gläubiger in Aktionäre umgewandelt. Die Bankschulden verringern sich, im Gleichschritt wächst das Eigenkapital. In einem solchen Verfahren verlieren die Aktionäre zunächst alles. Dann werden, jeweils beginnend mit der längsten Laufzeit, nachrangige Anleihen, danach vorrangige Anleihen, Termineinlagen und zuletzt Sichteinlagen in Aktien umgewandelt.

Die Banken werden rekapitalisiert, ohne daß ein Euro Steuergeld benutzt wird. Es verlieren nur diejenigen, die auch in die Banken investiert haben und zwar in Funktion des eingegangenen Risikos. Damit wird unverantwortlichem Handeln vorgebeugt. Nach der Umwandlung überlassen die Anleger den Banken nicht mehr so leichtfertig ihr Geld. Ein Hauptproblem unserer Zeit ist, daß die Sichteinlageninhaber glauben, daß in unserem Teildeckungsbankensystem ihre Gelder sicher sind, nur weil der Staat sie garantiert. Die Investoren schauen sich das Risiko der Banken gar nicht an, da sie davon ausgehen, daß die Bank im Notfall gerettet wird. Vielleicht wachen die Sparer jetzt auf und kaufen Gold.

Im Falle Zyperns hat man sich für eine Mischung aus DES und Steuerzahlerrettung entschieden. Zehn Milliarden sollten vom ESM kommen, der Rest von den Bankgläubigern. Da die Aktien der zypriotischen Banken kaum noch etwas wert sind und sie sich kaum mittels Anleihen finanziert haben, kommen nach Totalverlust für Altaktionäre und Umwandlung von Anleihen in Aktien gerade mal eine halbe Milliarde Euro zusammen. Daher traf es im ursprünglichen Plan dann die nächste Investorengruppe, die Sparkonteninhaber.

Es erstaunt, daß der löbliche Teil des Rettungsprogramms, die Beteiligung der Banken in Form ihrer Aktionäre und Gläubiger, oftmals kritisiert wird. Gerade das hätte die positive Wirkung, daß Banken künftig vorsichtiger handeln würden, da es nun erstmals Verluste gegeben hätte. Bei einer ungeordneten Insolvenz verlören die zypriotischen Einleger noch viel mehr Geld. Die so oft bemitleideten Bankinvestoren wollen jedoch noch mehr Geld als das angebotene Zehn-Milliarden-Geschenk. Sie lehnten das Rettungspaket in Hoffnung auf noch mehr Geld aus Deutschland oder von der EZB ab. Ein gewagtes Spiel.

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