© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Haltungsnote
„Wie in Afrika“
Toni Roidl

Linke haben’s schwer: Der Umbau der Gesellschaft streßt, da muß man sich auch mal entspannen. Dazu wollte sich Jacqueline Badran, Nationalrätin der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz, im Zürcher Nobelclub Aura eine Feierabend-Fluppe gönnen.

Zu dumm, daß Rauchverbote auch für die Weltverbesserer selbst gelten: Ein Türsteher des Clubs forderte die 51jährige auf, das Rauchen einzustellen, berichtet das Blatt 20 Minuten. Doch die Politikerin, die laut Weltwoche von Gemeinderatskollegen als „arrogant“ und „Trampel“ beschrieben wurde, ließ den Mann wissen: „Ich bin Nationalrätin, ich darf das.“ So jedenfalls die Aussage des Türstehers Merlin Tchamba. Der 39jährige aus Kamerun beklagt sich, die Genossin habe ihn sogar als „Arschloch“ beschimpft. Schon vorher sei sie als „sehr unangenehmer Gast aufgefallen“.

Die burschikose Fabrikantentochter bestreitet alle Vorwürfe und beschwert sich, vom Türsteher mit unangemessener Gewalt nach draußen „geschleift“ worden zu sein; dabei habe sie blaue Flecken davongetragen. Ihre Aussage unterstreicht sie mit der Erklärung: „Ich lüge nie!“ Wer würde das von Politikern auch denken? Nach dem Streit twitterte Badran ihre Wut auf den 1,90m-Hünen in die Welt.

Tchamba wurmt der Vorwurf, er habe seine Arbeit nicht ordentlich gemacht: „Ich bin sehr gerne Türsteher und bemühe mich, immer höflich zu sein und korrekt zu handeln.“ Der Vorfall hat seinen Glauben an die Schweiz beschädigt: „Ich hätte nie gedacht, daß Politiker sich hier aufführen wie in Afrika und sich nicht um Gesetze scheren“, schimpft er. Er wähle zwar auch sozialistisch, „aber diese Frau wird meine Stimme nicht bekommen!“ Da wird es auch nicht helfen, daß Badran inzwischen gelobt hat, sich zukünftig brav an das Rauchverbot ihrer Partei zu halten. Taylors Beurteilung ein Körnchen Wahrheit steckt?

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