© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Psychologiestudium im Bologna-Korsett: Der Bachelor als Mogelpackung
Auf dem Arbeitsmarkt nichts wert
(wm)

Mit der Lage seines Faches ist Peter A. Frensch (HU Berlin), Präsident der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, insgesamt zufrieden. Nur die ersten peinlichen Konsequenzen der Bologna-Reform bereiten ihm Sorgen. Denn eine Absolventenbefragung ließ lange gehegte Befürchtungen zur Gewißheit werden, daß der Bachelor-Abschluß auf dem Arbeitsmarkt nichts wert ist (Psychologische Rundschau, 1/2013). Von 482 BA-Absolventen eines sechssemestrigen Psychologie-Studiums waren nur sechs nach dem Examen berufstätig. Über 90 Prozent setzten das Studium Richtung Master fort. Das sei nur konsequent, da auf europäischer und internationaler Ebene für die eigenständige Berufsausübung als Psychologe ein fünfjähriges Studium Minimalstandard ist, was dem alten Diplom-Studiengang von neun Semestern entspricht. Auch das Zertifikat EuroPsy setzt eine fünfjährige Ausbildung voraus. Deutsche Absolventen des Bachelors werden daher international nicht als professionelle Psychologen eingeordnet. Trotzdem will Frensch nicht vom Glauben an die Segnungen der Internationalität lassen. Da zukünftig mit einem deutlichen Rückgang der aktuellen Zahl von über 12.000 Studenten zu rechnen sei, will er „exzellente Studenten“ aus dem Ausland anlocken und beklagt den zu geringen Anteil englischsprachiger Publikationen seiner deutschen Fachkollegen.

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