© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Blick in die Medien
Informationen fließen rasant und ungeschützt
Toni Roidl

Die selbsternannten Qualitätsmedien sehen ihre Pflicht bis auf wenige Ausnahmen darin, Informationen zu vernebeln, vor allem wenn es um die Herkunft von Verbrechern geht. Und das, obwohl die Nationalität des Opfers für die Täter meist sehr wohl eine Rolle spielt. Wir haben uns daran gewöhnt. Es weiß ohnehin jeder, was los war, wenn ein Einheimischer „nach einem Streit unter Jugendlichen“ totgetrampelt wurde. Doch im Gegensatz zu früher sind die Leser heute nicht mehr zur Passivität verurteilt!

Blogs, Kommentarspalten und soziale Netzwerke übernehmen die Recherchearbeit, die eigentlich die „Qualitätsjournalisten“ zu erledigen hätten. Und die Netzgemeinde kann als Korrektiv in die veröffentlichte Meinung eingreifen.

Das ist neu! Als Claudia Roth neulich hinausposaunte, der Reaktorunfall von Fukushima habe 16.000 Todesopfer gefordert, wurde der Druck aus dem Netz so groß, daß sie ihre Lüge widerrufen mußte.

Auch im Fall der türkischen Mordtreter von Weyhe übernahmen es Internetforisten, die Herkunft der Täter ans Licht zu bringen, die mit Ausnahme von Bild von allen Medien verschwiegen wurde.

Auch von der Weyher Lokalzeitung, die dafür von ihren Lesern im Kommentarbereich heftig verprügelt wurde. Das veranlaßte deren Chefredakteur, Hans Willms, über seine bösen Leser herumzugreinen. Das Vorkommnis mache „auf tragische Weise deutlich, wie rasant und ungeschützt sich mittlerweile Informationen verbreiten“. Was fällt den Leuten bloß ein, Informationen zu verbreiten, ohne weise Onkels wie Willms vorher zu fragen?

Er klagt weiter: „Besonders die ungebremste und unkontrollierte Dynamik der Beiträge im Internet zeigt einmal mehr, daß das weltweite Netz Fluch und Segen gleichermaßen ist.“ Fluch? Ja, für Typen wie ihn vielleicht, die gerne entscheiden würden, was wir unmündigen Dummerchen denn wissen dürfen und was nicht.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen