© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

Zeitschriftenkritik: Psychologie Heute
Auf die Motivation kommt es an
Werner Olles

Daß die Schule auf jeden Fall Spaß machen muß, ist heute ein Gemeinplatz. In einer Zeit, in der sich Nachhilfeorganisationen „Lernspaß“ nennen, weil ja nur spaßiges Lernen kindgerecht ist, wie Eltern und Schülern inzwischen von Heerscharen selbsternannter Pädagogik- und Medienfachleute weisgemacht wird, gehört der Hinweis, daß Lernen keineswegs immer vergnüglich ist, bereits in den Bereich des politisch Unkorrekten. Um so erfreulicher, daß sich jetzt die aktuelle Ausgabe (März 2013) der Zeitschrift Psychologie Heute mit einem durchaus kritischen Beitrag dieser Thematik annimmt. „Nicht Entertainment, sondern Erfolgserlebnisse sind der Schlüssel zu einem guten Unterricht“, schreibt Barbara Knab in ihrem Aufsatz „Schule ist nicht nur Spaß“ und vergißt auch nicht hinzuzufügen, daß zum erfolgreichen Lernen nun einmal gewisse Anforderungen gehören und die Vokabeln allein von guter Laune nicht hängenbleiben. Nicht unerwähnt bleibt auch, daß viele der bespaßten Schüler oft nicht einmal den Hauptschulabschluß schaffen. Doch führen in den Medien immer noch jene „Experten“ das große Wort, die Spaß in der Schule zum „Schlüssel moderner Bildung“ erklären und als „Basis nachhaltigen Lernens“ ausgeben. Ein fataler Irrtum, den in der Regel die betroffenen Kinder auszubaden haben.

Der Beitrag „Selbstdisziplin – eine begrenzte Ressource“? beschäftigt sich mit der Frage, warum Selbstdisziplin und Selbstkontrolle so rapide abnehmen. Mehrere Studien und Experimente erklären dieses Phänomen mit einem Energiemodell: Sich selbst zu disziplinieren sei nicht nur metaphorisch gesprochen ein „Kraftakt“, sondern koste den Körper tatsächlich eine Menge Energien. Wahrscheinlich werde bei der Selbstbändigung auf Kohlenhydrate und Zucker zurückgegriffen, doch müsse man daneben auch Motivation und Aufmerksamkeit berücksichtigen, ohne die sich Selbstbeherrschung sehr schnell erschöpfe. Als beruhigendes Fazit bleibt, daß jeder Tag genügend Gelegenheit bietet, sich zusammenzureißen: Bewegung an der frischen Luft, statt auf der Couch liegen, Wasser statt Weizenbier trinken und nicht zuletzt ein gutes Buch lesen statt fernzusehen.

Angesichts der täglichen Hiobsbotschaften über Euro-Krise, wachsende Gewaltkriminalität oder die Zukunft der Renten verliert mancher seinen Mut. Kommen dazu noch persönliche Krisen wie Krankheiten, Arbeitslosigkeit oder Enttäuschungen ist die Panik vorprogrammiert. Andere Menschen hingegen lassen sich allen Widrigkeiten zum Trotz nicht beirren, verfolgen weiter ihre Ziele, obwohl die äußeren Faktoren nicht gerade rosig erscheinen. Was sie antreibt, ist die Fähigkeit, mittels trainierter Motivation einen Sinn in ihrem Tun zu erkennen. Herausgefunden haben Motivationsforscher und Psychologen in diesem Zusammenhang, daß Eigenverantwortung, Anerkennung und Ermutigung in einer erfüllend und interessant erlebten Tätigkeit zu den stärksten Antrieben überhaupt zählen.

Kontakt: Beltz Medien-Service, Postfach 10 05 65, 69445 Weinheim. Das Einzelheft kostet 6,50 Euro, das Jahresabo 69,90 Euro.

www.psychologie-heute.de

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