© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  13/13 / 22. März 2013

ZDF-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“
Freundliche Denunziation
Moritz Schwarz

So waren sie also, unsere Mütter, unsere Väter: Mitläufer und Mörder. Persönlich ganz nett, irgendwie Opfer und irgendwie Täter, weil dem deutschen Wahn erlegen. Das ist die Botschaft des ZDF-Weltkriegsdreiteilers „Unsere Mütter, unsere Väter“: Die fiktive Geschichte fünf junger Deutscher, die als exemplarisch hingestellt wird.

Die Darstellung ist richtig – und stimmt dennoch nicht. Denn daß es auch anderes gab, wird ausgeklammert. Kaum an der Front wird etwa aus dem schneidigen Offizier ein Mörder. Das hat es gegeben, tausendfach. Aber ebenso viel, viel mehr Soldaten, die keine Kriegsverbrechen verübten. Das verriet dann auch die im Anschluß gesendete Dokumentation zum Film – da allerdings hatten schon über eine Million Zuschauer abgeschaltet. Und selbst wer dranblieb – zweifelhaft, daß die mit dürren Worten nachgereichte Richtigstellung den heftig aufreibenden Eindruck der Mordszenen auch nur annähernd auszugleichen vermag. So wurde hier nirgendwo gelogen, aber „zu gegenwärtigen Zwecken“ (Martin Walser) unappetitlich vorgekaut.

Schlimmer noch: die Oberflächlichkeit des Films. Niemals versuchte er auch nur, die Geschehnisse aus der Perspektive der Personen dem Zuschauer von heute zu erklären. Statt dessen durften wir, ganz überlegen – hin und her gerissen zwischen Mitleid und Verachtung – der Vorführung unserer Mütter, unserer Väter beiwohnen.

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