© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Frisch gepresst

Ohne Kontrolle. Wer führt die Welt? Wenn es nach dem US-Politikberater Ian Bremmer geht: niemand. Der Gründer der „Eurasia-Group“-Denkfabrik mit Sitz in New York beschreibt eine neue Welt. Für ihn sind sowohl die G-8-Gipfel als auch G-20-Gipfel harmlose Plauderstunden, bei denen jeder Staat um seine Interessen kämpft, aber keiner stark genug ist, den Stab zu übernehmen. Führerlos, so der 43jährige, steuert die Welt in künftige Katastrophen. Die Weiterverbreitung von Atomwaffen, böse „Schurkenstaaten“ und Verteilungskämpfe drohen, und kein „Weltpolizist“ sorgt für Ordnung. Besorgt um ein „Amerika im freien Fall“ und vor allem um den Verfall westlicher Standards in der vom Dollar dominierten Weltwirtschaft, beleuchtet Bremmer bekannte historische und nicht immer ganz aktuelle Entwicklungen in China, Rußland, der EU, Indien oder Japan. Hierbei geht es Bremmer darum, deren Probleme auszuloten, um einer an sich selbst zweifelnden Nation Wege aufzuzeigen, sich auch in einer neuen Welt „unverzichtbar zu machen“. (ctw)

Ian Bremmer: Machtvakuum. Gewinner und Verlierer in einer Welt ohne Führung. Carl Hanser Verlag, München 2013, gebunden, 201 Seiten, 19,90 Euro

 

Piraten. Mit 16 Jahren tritt Wolfgang Gründinger in die SPD ein. Irgendwann hat er genug und wechselt zu den Piraten. Ein Sozialdemokrat bei den Piraten? Wenig spektakulär! Die inhaltlichen Grundunterschiede sind überschaubar. Gründinger paßt perfekt in beide Parteien. Er ist über Atomkraft besorgt, findet Lobbyismus doof und hat das Projekt „Klimaneutraler Bundestag“ initiiert. Klar, daß so jemand die Piraten wahnsinnig „spannend“ findet. Leider kommt er damit reichlich spät. Mit seinen wenig neuen Innenansichten hätte er vor drei, vier Jahren vielleicht noch für Aufsehen gesorgt, so aber ist das Piraten-Klein-Klein längst bekannt und nur noch ermüdend. „Der Urheberrechtsdialog ist nicht vorbei, sondern hat erst begonnen“, schreibt Gründinger nichtssagend zu einem der Kernthemen der Piraten. Spätestens wenn der im Eichborn-Verlag erschienene Titel seinen Weg in die Tauschbörsen findet, kann er dann auch mitreden. Das Buch ist nur noch für diejenigen interessant, die keinen Fernseher, keine Zeitung, kein Radio haben und Twitter für eine Geschlechtskrankheit halten. Für alle anderen dürfte wenig übrigbleiben. (ho)

Wolfgang Gründinger: Meine kleine Volkspartei. Von einem Sozi, der absichtlich Pirat wurde. Eichborn Verlag, Köln 2013, broschiert, 224 Seiten, 12,99 Euro

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