© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Haltungsnote
Mit einer Dauerrede gegen die Drohnen
Christian Rudolf

Da steht der dunkle Krauskopf da an seinem Platz im US-Senat: in dezent kariertem schwarzem Einreiher, weißem Hemd, leuchtend roter Krawatte, einen aufgeschlagenen Aktenordner nebst einem Glas Wasser vor sich – und redet und redet und redet, als gelte es wie Scheherazade das eigene Leben zu retten und dem Adressaten das Unrecht seines Tuns vor Augen zu führen. Rand Paul, Sohn des Ex-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner Ron Paul, gestikuliert und spricht ohne Unterlaß, trägt seine Notizen vor, gibt Presseartikel wieder, feuert Salven von Argumenten ab, schweift ab, improvisiert, kommt vom Hundertsten ins Tausendste, nippt an seinem Glas; doch er hält die Spannung, sucht in einem fort zu überzeugen, das Adrenalin hält ihn wach, er schont sich nicht: der 50jährige Senator für Kentucky griff zum Mittel des „Filibusters“, der Ermüdungsrede, um gegen die sich abzeichnende Ernennung von John Brennan zum neuen Chef der CIA zu protestieren, wohl wissend, daß dieser am Ende doch durchkommen würde.

Brennan liebt den heimtückischen Tod aus der Luft – der libertäre Paul (schlanker Staat, niedrige Steuern, Schutz der Bürgerrechte) den Rechtsstaat. Sein Ziel sei es, Präsident Barack Obama dazu zu bringen, Drohnenangriffe auf US-Territorium kategorisch auszuschließen. Vor seiner Marathonrede kündigte der zum Lager der Tea Party zählende Senator an, er werde so lange wie nötig sprechen, um klarzumachen, daß „kein Amerikaner auf US-Boden durch eine Drohne getötet werden sollte, ohne zuvor von einem Gericht schuldig gesprochen zu werden“.

Am Ende hielt Paul zwölf Stunden und 52 Minuten die Grundsätze des freien Amerikas hoch. „Meine Beine, meine Füße schmerzen, alles tut mir weh.“ Ob sein Schlaf danach ebenso lange währte wie der Filibuster, war nicht in Erfahrung zu bringen.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen