© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Pompeji in Afghanistan: Galgenfrist für die Archäologen
Welterbe unter dem Kupferschatz
(wk)

In Mes Aynak in der ostafghanischen Provinz Logar liegen die zweitgrößten Kupfervorkommen der Welt; ihr Wert beträgt geschätzte 100 Milliarden Dollar. Da die Regierung in Kabul außerstande ist, den Abbau selbst vorzunehmen, wurden die Schürfrechte 2007 an die Metallurgical Corporation of China verkauft – für vier Milliarden Dollar plus einem Anteil am künftigen Ertrag. Das Problem hierbei ist allerdings, daß sich genau über dem Kupfervorkommen eine der größten buddhistischen Fundstätten Asiens aus dem 3. bis 9. Jahrhundert befindet. Der Chefarchäologe Philippe Marquis, der die hektische Notgrabung in Mes Aynak leitet, spricht sogar von einem zweiten Pompeji (Bild der Wissenschaft 2/2013). So fanden die zwanzig Ausgräber aus sechs Ländern in den Ruinen des Klosters Tepe Kafiriat einhundert riesige Buddhastatuen aus luftgetrocknetem Lehm. Tragischerweise können die vor Beginn der Schürfarbeiten aber nicht geborgen werden, weil sie beim Transport zu Staub zerfallen würden. Und auch die Massen an weniger fragilen Artefakten bereiten Probleme, denn im afghanischen Nationalmuseum in Kabul ist kein Platz dafür vorhanden. Daran ändert auch die Galgenfrist für die Archäologen nichts, die daraus resultiert, daß die Chinesen noch zögern, vor Ort aktiv zu werden, weil sie Probleme mit den Taliban befürchten.

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