© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Die Fähigkeit zur Zeitreise
Phantastik: „Rubinrot“ nach Kerstin Gier im Kino
Claus-M. Wolfschlag

Phantastik steht bei der Jugend hoch im Kurs. Allerdings muß man dabei den richtigen Nerv treffen. So wie die Britin Joanne K. Rowling, als sie 1997 ihren ersten „Harry Potter“-Roman über die Abenteuer des jungen Zauberlehrlings veröffentlichte. Kostümierte jugendliche Fans fieberten jedem Kinostart der letztlich achtteiligen Serie entgegen.

Der US-amerikanischen Jugendbuchautorin Stephenie Meyer gelang dann mit ihrem 2005 erschienenen Roman „Twilight“ ein vergleichbarer Erfolg. Catherine Hardwicke verfilmte 2009 diese Liebesromanze zwischen einer Schülerin und einem smarten jugendlichen Vampir, der satte vier Fortsetzungsfilme folgten.

Nun möchten die Deutschen als Nachzügler offenbar auch von der Welle profitieren und schicken eine eigene phantastische Liebesgeschichte in die Kinos: „Rubinrot“ nach dem Roman der aus Bergisch Gladbach stammenden Autorin Kerstin Gier. Wer die deutsche Filmkultur kennt, weiß, daß dabei selten Gutes herauskommen kann.

Die Geschichte dreht sich um die 16jährige Londoner Schülerin Gwendolyn (Maria Ehrich), die regelmäßig bei ihrer versnobten Upperclass-Familie anzuecken pflegt. Die familiäre Aufmerksamkeit liegt auf ihrer Cousine Charlotte (Laura Berlin), die als Trägerin einer besonderen, in der Familie vererbten Gabe gilt: der Fähigkeit zur Zeitreise. Doch plötzlich stellt sich heraus, daß Gwendolyn das Zeitreise-Gen in sich trägt. Sie muß also fortan im Auftrag einer ominösen Loge Aufgaben in der Vergangenheit wahrnehmen und bekommt als Partner den gutaussehenden Gideon (Jannis Niewöhner) zur Seite gestellt.

So kann denn die phantastische Lovestory für ein junges Publikum beginnen. Ein hübsches Paar in historischen Kostümen besteht Gefahren im Kampf gegen böse, alte, reiche Männer. Hinzu kommen eine eifersüchtige Cousine, eine clevere schwarze Freundin, die flippige Mutter (Veronica Ferres) und kauzige Großtante (Katharina Thalbach). Tiefgehende Charakterzeichnungen oder glaubwürdiges Verhalten sind unnötig, und die Fortsetzung ist bereits angekündigt.

Gideon (Jannis Niewöhner) und Gwendolyn (Maria Ehrich) reisen in die Vergangenheit

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