© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  12/13 / 15. März 2013

Meldungen

Deutsche Musiknation: Stellung akut gefährdet

BERLIN. Ausgerechnet im „Wagner-Jahr“ stört der Deutsche Musikrat, der als Dachverband die Interessen von acht Millionen deutschen Musikenthusiasten vertritt, mit Kassandrarufen die Feststimmung. Seit November 2012 kann in seiner Berliner Geschäftsstelle gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro die Studie „Musikalische Bildung in Deutschland“ angefordert werden. Diese gemeinsam mit den Musikräten der 16 Bundesländer erarbeitete Bestandsaufnahme sieht die internationale Spitzenstellung der Musiknation Deutschland akut gefährdet. Ursachen sind die Spar- und die Schulpolitik. Die Veränderung des Schulsystems verkürze die Zeit für nachmittägliche Aktivitäten und lasse keinen Raum zur Entfaltung musikalischer Interessen. Zugleich erodiere der Musikunterricht an allgemeinbildenden Schulen. Alle Bundesländer beklagen den Mangel an Musiklehrern. Allein in Schleswig-Holstein, Schlußlicht bei der Musikförderung im Ländervergleich, fehlen 370 Musikpädagogen, während in Richard Wagners Heimat Sachsen, im Bach-Land Thüringen und ausgerechnet in der notorisch klammen Bundeshauptstadt die Lage etwas entspannter aussehe. Insgesamt, so warnt der Musikrat, drohe Deutschland aber der musizierende und mit Sachverstand rezipierende Nachwuchs auszugehen. Schon heute habe die Bildungsmisere in Sachen Musik dazu geführt, daß der deutsche Standard der musikalischen Erziehung von anderen Nationen übertroffen werde. (ob)

www.musikrat.de

Deutscher Musikrat: Musikalische Bildung in Deutschland. 112 Seiten. Zu beziehen gegen eine Schutzgebühr von 10 Euro.

 

Neuer Schlüssel zu Heideggers Werk

STUTTGART. Martin Heideggers Philosophie gilt als schwer zugänglich, nicht nur der eigenwilligen Sprache wegen. Es hat daher nicht an Interpreten gefehlt, die einen Generalschlüssel offerierten, um ins Zentrum seines Denkens vordringen zu können. Das jüngste Angebot zu „Heidegger leicht gemacht“ kommt von dem emeritierten Züricher Psychologen Wolfgang Marx, der meint, eine Miszelle im Merkur (2/2013) genüge, um die Geheimnisse des „Seyns“-Philosophen zu enthüllen. Dessen Grundirrtum macht Marx in der sein ganzes Denken strukturierenden Unterscheidung von eigentlichem und uneigentlichem Dasein aus. Die daraus folgende Fixierung auf ein nur in der „Nähe des Seins“ mögliches, authentisches Leben verrate frühe religiöse Prägungen, da „eigentliches“ bei Heidegger an die Stelle gottgefälligen Lebens getreten sei. In Marx’ Welt- und Menschenbild kommt die von Heidegger fundamentalontologisch transformierte religiöse Dichotomie indes nicht vor. Jeder wuchere, biblisch gesprochen, mit seinen eigenen Pfunden und schöpfe sein Potential voll aus. Daher gebe es weder ein uneigentliches noch ein, wie der dieser Denkfigur gleichfalls verhaftete Theodor W. Adorno behauptet, „falsches Leben im richtigen“. Vergeblich sei auch die Suche nach dem „Sinn von Sein“, den Heidegger sich unabhängig von der Welt denke. Denn die Wahrnehmungspsychologie lehre, daß Sinn nie außerhalb des Menschen zu finden sei, sondern von ihm erfunden werde. (wm)

www.klett-cotta.de

 

Sprachpranger

Saxony – Catch the feeling!

Mit diesem Spruch präsentierte sich in der vergangenen Woche das Bundesland Sachsen auf der Internationalen Tourismus Börse in Berlin (ITB 2013)

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