© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Meldungen

Kulturkampf in Polen: „Revisionistische Wellen“

STUTTGART. Literaten, Historiker und Filmemacher inszenieren derzeit in der polnischen Öffentlichkeit einen „Kulturkampf“, der das Selbstverständnis der Nation der „Helden und Opfer“ erschüttert. Die Demontage polnischer Nationalmythen beginnt bei der Schlacht von Tannenberg (1410) und setzt sich fort bis zu Experimenten „kontrafaktischer“ Geschichtsschreibung über die mögliche Allianz zwischen Berlin und Warschau im Frühjahr 1939. Der Film „Nachlese“ (2012) erinnert an die tief verwurzelte polnische Judenfeindschaft, die sich im Massaker von Jedwabne entlud. Während dieser Streifen noch kein Publikumsmagnet ist, wie der Warschauer Publizist Adam Krzemiński berichtet (Merkur, 2/2013), habe der ebenfalls 2012 entstandene Film über „Drangsalierung, Vergewaltigung und Vertreibung der Masuren durch die polnischen Behörden und Siedler 1945“ als Teil der „revisionistischen Welle“ inzwischen im Kino und auf DVD ein breites Publikum erreicht. Geht der Kulturkampf derart heftig weiter, dürften bundesdeutsche Politiker und Historiker bald die letzten Hüter des polnischen Opfermythos sein. (wm)

www.klett-cotta.de

 

Zeitungssterben: Staat unterstützt die Presse

BERLIN. Mit der Insolvenz der Frankfurter Rundschau (FR) und der Einstellung der Financial Times Deutschland dürfte „das große Zeitungssterben“ keineswegs beendet sein, sondern sich, wie der Berliner Publizist Dieter Leisegang orakelt (Blätter für deutsche und internationale Politik, 1/2013), 2013 etwa mit der Einstellung der Westfälischen Rundschau fortsetzen. Während Leisegang diese Marktbereinigung akzeptiert und empfiehlt, den „Qualitätsjournalismus“ mit „Bezahlschranken“ für die Online-Ausgaben der überlebenden Blätter zu stützen, ruft Reinhard Blomert nach staatlicher Hilfe. Nur so könnten die Zeitungen die Konkurrenz des Internets bestehen. Dem habilitierten Sozialwissenschaftler ist offenbar noch nicht aufgefallen, daß die „vierte Gewalt“, die die Wähler „unterrichtet und anleitet“ und die daher – unentbehrlich für eine „demokratische Gesellschaft“ – „Meinungen vorgibt und den Diskussionsstoff liefert“, inzwischen weit entfernt ist vom idealen Pluralismus, der seine Forderung nach staatlicher Subvention legitimieren soll. (wm)

www.blaetter.de

 

Feindseligkeiten gegen Christen in Europa

WIEN. Europäische Christen sind im vergangenen Jahr vielfach wegen ihres Glaubens Opfer von Gewalt und Verbrechen geworden. 67 Fälle hat das „Dokumentationsarchiv der Intoleranz gegen Christen“ (OIDACE) mit Sitz in Wien für das Jahr 2012 zusammengetragen. Neun Vorfälle fanden in Deutschland statt. Hier waren besonders Kritiker von Abtreibung und Homosexualität betroffen. In die Kategorie „Bedrohung“ ordnete die Organisation unter anderem die Reaktionen auf den Auftritt von Martin Lohmann, Chefredakteur des katholischen TV-Senders K-TV und Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht, sowie der Publizistin Birgit Kelle in der ARD-Sendung „hart aber fair“ ein. Beide hatte sich gegen eine vollständige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe ausgesprochen und waren nach dem Auftritt massiv beleidigt und bedroht worden. (idea/JF)

 

Sprachpranger

„One Stop City Berlin 2016“

Bezeichnung für ein Konzept des Berliner Senats, mit dem bis zum Jahr 2016 Serviceleistungen der Verwaltung in einheitlichen Anlaufstellen gebündelt werden sollen

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