© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Zeitschriftenkritik: P.M. Magazin
Am Ende wartete der Scheiterhaufen
Werner Olles

Fast 700 Jahre nach dem Untergang der Tempelritter ist der Mythos, der diese gottesfürchtigen Kämpfer des Papstes umgibt, immer noch ungebrochen. Zahllose Bücher und Filme künden bis heute von ihrem Ruhm und ihren Heldentaten. Verschwörungstheoretiker bringen sie in Zusammenhang mit dem Heiligen Gral, der Bundeslade, dem Grabtuch des Gekreuzigten, dem Speer des Schicksals oder einem unermeßlichen Goldschatz. Tatsächlich waren die Tempelritter fast 200 Jahre eine Macht im Kampf um das Heilige Land, wohin Papst Innozenz II. sie geschickt hatte, nachdem dort über 700 fromme christliche Pilger von Mohammedanern niedergemetzelt oder in die Sklaverei verkauft worden waren. Keinem weltlichen Herrscher rechenschaftspflichtig, schuldeten sie allein dem Papst Treue und Gefolgschaft. Mitte des 13. Jahrhunderts war der Templerorden mit seinen Klöstern und Kirchen und weit über tausend Stützpunkten der beliebteste Ritterorden, dem überall in Europa kreuzzugsbegeisterte Adlige beitraten. Ihr Grundbesitz aus Burgen, Schlössern und Ländereien machte die ehemals „Armen Ritter Christi“ zu einer der reichsten und mächtigsten Vereinigungen Europas.

Wie mit ihrer Macht und ihrem Ruhm jedoch auch Neid, Eifersucht und schließlich sogar Haß auf sie wuchsen, schildert im aktuellen P.M. Magazin (03/2013) das Titelthema „Der Fluch der Tempelritter“. Entzaubert durch die verheerende Niederlage im Jahr 1291, als nach 200 Jahren Besatzung aus Ägypten einfallende Mameluken am 18. Mai Jerusalem zurückeroberten und 400 Tempelritter in der Entscheidungsschlacht bei der Festung Akkon fielen, begannen geheime Ermittlungen gegen den Orden. Den Templern wurde vorgeworfen, der Homosexualität zu frönen, die geheime Kunst der Alchemie zu betreiben und Christus zu verleugnen. Unter der Folter erpreßte man falsche Geständnisse, die meisten Ordensführer endeten auf dem Scheiterhaufen. Ihr Großmeister Jacques de Moley beschwor noch in den Flammen Gottes Rache gegen seine Peiniger. Sein Fluch sollte sich erfüllen, wenige Tage später starben Papst Clemens, König Philipp und Raimundus von Lullus, der Ankläger der Tempelritter. Die geflohenen Templer traten in Portugal dem „Christusorden“ bei. Andere sollen angeblich in England und Schottland die ersten Freimaurerlogen gegründet haben, was jedoch von den meisten Historikern bestritten wird.

Trotz Umweltverschmutzung und Artensterben sind die düsteren Weltuntergangsszenarien des „Club of Rome“ nicht eingetreten. Es geht uns im Gegenteil heute besser denn je, behauptet der Zukunftsforscher Matthias Horx und findet, daß wir auch weiterhin Grund zum Optimismus für unsere Erde haben. Man möge sich nur einmal die neuen Aufnahmen der NASA des blauen Planeten in brillanter Schärfe und Schönheit anschauen, dann könne man die Untergangsprophezeiungen sehr schnell als „am weitesten verbreitete Größenwahn-Phantasie unserer Zeit“ entlarven.

Kontakt: Gruner+Jahr AG. Weihenstephaner Str. 7, 81673 München. Das Einzelheft kostet 3,50 Euro, das Jahresabo 40,80 Euro.

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