© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  11/13 / 08. März 2013

Lesereinspruch

Allah übersetzen

Zu: „Täglich grüßt der Muezzin“ von Michael Paulwitz (JF 8/13)

Auch in der JF findet sich zum Thema Islam häufig ein Fehler, der von einem Mißverständnis des Verhältnisses von Christentum und Islam zeugt und dieses weiterverbreitet: die Nichtübersetzung des Wortes „Allah“ aus dem Arabischen ins Deutsche. Schließlich handelt es sich um die genaue Entsprechung des deutschen Wortes „Gott“, verstanden als Eigenname, und wird demgemäß in arabischen Ländern auch von Christen bei ihrer Glaubensausübung verwendet.

Die Beibehaltung des arabischen Ausdrucks im Deutschen sendet das Signal, als handle es sich um etwas Fremdes. Die zahlreichen affirmativen Bezugnahmen des Korans auf Personen und Ereignisse des Alten und Neuen Testaments zeigen: Islam, Christentum und Judentum bezeugen denselben Gott. Es handelt sich zwar um verschiedene, einander teils widersprechende, aber dennoch um Offenbarungen desselben Gottes. Diese Erkenntnis sollte die interreligiöse Toleranz erleichtern – und es dem gläubigen Christen ermöglichen, zumindest den religiösen Gehalt (nicht unbedingt die Form) des Muezzinrufes billigend aufzunehmen: „Kein Gott außer Gott“.

Gerhard Vierfuß, Oldenburg

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