© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/13 / 01. März 2013

Leserbriefe

Zu: „Alle sind behindert“ von Karlheinz Weißmann, JF 9/13

Hornartige Zehenbekleidung

Wenn ich die Inklusion „mit Zehen und Klauen“ verteidige, dann ist das doppelt gemoppelt, ein Pleonasmus, denn die Klaue ist nichts anderes als die hornartige Zehenbekleidung (oder der Huf der Wiederkäuer oder die Kralle der Raubtiere). Die Redensart lautet: Mit Zähnen und Klauen eine Sache verteidigen, denn nur unterstützt von einem kräftigen Biß werden die Klauen Erfolg bringen.

Dr. Erich Pillwein, München

 

 

Zu: „‘Faktisch nazifrei’“ von Paul Leonhard, JF 9/13

Früher juden-, heute nazifrei!

Ein bemerkenswertes Gedenken an die Zehntausenden Bombenopfer der Luftangriffe vom 13./14. Februar 1945 auf die wehrlose, offene Stadt Dresden durch alliierte Bomberverbände: Die offiziellen Persönlichkeiten der Stadt riefen in ihren Reden den verbrannten, erstickten und verstümmelten Opfern dieses Terrorangriffs eine Mitschuld an ihrem Leid in ihre Massengräber nach.

Angeblich hat zu diesem Anlaß wieder einmal die Toleranz gesiegt, so offizielle Stellen. Tatsächlich wurde hier eine genehmigte Kundgebung verhindert – eine gegen die Versammlungsfreiheit gerichtete Aktion, die daher kaum Anlaß bieten kann zur Freude und Genugtuung. Wenn Recht und Gesetz mißachtet werden, wenn Behörden dazu noch ihre Hand reichen, sind dies Niederlagen des Rechtsstaates und sonst nichts.

Daß die Polizei schließlich in ihrer offiziellen Verlautbarung verkündet, Dresden sei „praktisch wieder nazifrei“, ist ein Beispiel dafür, daß selbst vor Ausdrucksformen aus Deutschlands dunkelster Zeit nicht mehr zurückgeschreckt wird. Der Begriff Nazi wird verwendet, um in der heutigen Zeit mißliebige Personen und Gruppen zu stigmatisieren und sie ohne jede Rechtsgrundlage auszugrenzen und ihnen ihre Rechte vorzuenthalten.

Reinhard Bertelsmann, Velbert-Neviges

 

 

Zu: „‘Der digitale Verfall’“, im Gespräch mit Manfred Spitzer, JF 8/13

Scheitern am Dreiwortsatz

Professor Spitzer ist ein dickes Fell zu wünschen, betrachtet man die Anwürfe. Natürlich wäre Heinrich Heine mit einem Computer kein Sprachkrüppel und Isaac Newton immer noch ein brillanter Physiker. Das ist aber auch nicht Spitzers Kritik, die ja aus der Perspektive desjenigen erfolgt, der die Folgen des PC-Abusus aus klinischer Tätigkeit kennt und behandeln mußte.

Schließlich geht es hier nicht um entwickelte Persönlichkeiten, sondern um Kinder, die nicht mehr gelernt haben, ihre realen Möglichkeiten abzuschätzen und die zur Kommunikation von Angesicht zu Angesicht und zur Interaktion mit realen Personen kaum noch fähig sind, weil sie es nie geübt haben, weil die virtuelle Welt ihr Leben übernommen hat.

Aus meiner Praxistätigkeit kenne ich genügend Dreijährige, die keine Dreiwortsätze zusammenbringen, weil ihr pädagogisches Progamm aus dem Wischen auf einem Tablet besteht. Auch PC-Programme, selbst sogenannte Lernprogramme, bilden keinen Kompensationsmechanismus für Wohlstandsverwahrlosung oder reales familiäres „altmodisches“ Lernen.

Dr. med. Ira Brilla-Austenat, Berlin

 

 

Zu: „Politische Hygiene“ von Paul Rosen, JF 8/13

Was verschweigt uns Merkel?

Frau Schavan hatte selbst die Meßlatte erhöht, als der Graf „stolperte“. So weit, so gut, könnte man sagen. Doch es gibt noch ein größeres Aber: Wie steht es mit der Doktorarbeit der Kanzlerin? Die aus politischer Sicht entscheidenden Teile – der zugehörige Lebenslauf und ihre Arbeit zum Marxismus-Leninismus – bleiben bis zum heutigen Tag verschwunden. Auch die Stasi-Akte von Angela Merkel darf niemand einsehen. Was verschweigt uns Angela Merkel? Wir wollen wissen, wer unser Vaterland führt! Wer nichts zu verbergen hat, braucht Öffentlichkeit nicht zu scheuen.

Peter Krause, Gifhorn

 

 

Zu: „Unverwechselbar bleiben“ von Siegmar Faust, JF 8/13

Warnung vor langfristiger Gefahr

Was erwarten wir von unseren Volksvertretern? Fausts Diagnose stimmt: keine Einkünfte über die Diäten hinaus. Nebentätigkeiten wie Aufsichtsratsposten sollten entfallen. Der Mandatsträger hat sich ganz seiner parlamentarischen Aufgabe zu widmen. Auch sollte nur der das passive Wahlrecht erhalten, der wenigstens fünf Jahre im erlernten Beruf gearbeitet hat. Höhere Staatsbedienstete – Beamte, Juristen, Offiziere – sollten ihre Parteimitgliedschaft ruhen lassen. Die zunehmende Politikverdrossenheit der Bürger resultiert nicht aus Desinteresse, sondern aus Resignation und Vertrauensverlust in die politische Klasse. Das ist langfristig gefährlich.

Dr. Wulf Rothenbächer, Rheda-Wiedenbrück

 

 

Zu: „‘Außen Kirche, innen Moschee’“ von Michael Johnschwager sowie „Friede, Freude, Muezzinruf“ von Ronald Berthold, JF 8/13

Allah bei Papst Benedikt XVI.

Die hier zu Recht beklagten Vorgänge betreffen auch Papst Benedikt XVI. Als Oberhaupt der katholischen Kirche beförderte er selbst diese Tendenz, so in seiner Ansprache in der Ammaner Moschee al-Hussein bin-Talal am 9. Mai 2009. Dort bezeichnete er die Moscheen als „Stätten des Kultes“, welche „sich wie Juwele über den ganzen Erdkreis“ erheben. Sie alle verwiesen „auf den Einen Transzendenten, auf den Allmächtigen“.

Ludger Weber, Lippstadt

 

 

Zu: „Invasion der Versager“ von Uwe Völtz, JF 8/13

Unzulässige Verallgemeinerung

Den Artikel habe ich mit sehr gemischten Gefühlen gelesen. Die Kritik an den Leistungen von Frau Schavan im Hinblick auf den Bologna-Prozeß ist wohl sicher nicht unberechtigt. Aber steht nicht auch die Frage im Raum, warum fast ausschließlich schwarz-gelbe Politiker denunziert werden? Offenbar war Frau Schavan vielen Linken noch zu konservativ und zuwenig links.

Unzulässige Verallgemeinerungen wie die Herabwürdigung einzelner Wissenschaften als Schwatzfächer (nur weil sich dort viele Schwätzer engagieren) sind niveaulos und unsachlich. Die pauschale Bemerkung, alle Dissertationen in der DDR seien wissenschaftlich wertlos, ist eine Beleidigung aller Akademiker, die in der DDR ihre Promotion, zum Beispiel auf dem Gebiet der Natur- und Ingenieurswissenschaften erfolgreich abgeschlossen haben!

Dr. Holger Rautschek, Nünchritz

 

 

Zu: „Ein Papst auf der Anklagebank“ von Felix Dirsch, JF 8/13

Kein gläubiger Katholik

Kurt Gerstein war sicher ein Mann mit vielen Gesichtern, aber eines war er bestimmt nicht: „ein gläubiger Katholik“, wie Herr Dirsch schreibt.

Ulrike Russ, München

 

 

Zu: „Birgit Kelle und die zehntausend Fliegen“ von Ronald Gläser, JF 8/13

Beiläufige Machtdemonstration

In Günther Jauchs jüngster Gesprächsrunde über Herrn Brüderles Schandtaten saß die zweifellos attraktive (ui, darf man das überhaupt sagen?) Frau Koch-Mehrin mit übergeschlagenen Beinen, mit einem zwangsläufig bis über die Mitte der Oberschenkel hochgerutschten Minikleid. Diese das Thema berührende Machtdemonstration – Frau darf Köder auslegen wie es ihr beliebt, Fehlfänge darf sie für die Haie über Bord werfen – fand in der Runde keine Beachtung.

Eberhard Koenig, Baiern

 

 

Zu: „Er hat unangenehmen Fragen geantwortet“ von Nils Wegner, JF 8/13

Wirkliche Missetaten reichen

Sehr geehrte Redaktion, vielen Dank für die Blumen zu meinem Fünfundsiebzigsten! Ich weiß nun, mit welchem Stigma – „völkischer Haltungs-Schmittianer“!? – ich bald in die Ewigkeit eingehen werde. Solche Nachrufe zu Lebzeiten bieten allerdings auch die Chance, daß der Betroffene sie noch korrigieren kann.

Ich will es bei der Richtigstellung von zwei Falschmeldungen bewenden lassen. So leid es mir tut, aber es ist einfach nicht wahr, daß ich wegen eines scharfen Angriffs auf den Politologen Eschenburg von der Tübinger Universität verwiesen wurde; ich wurde lediglich aus Eschenburgs Oberseminar geschmissen. Und es stimmt auch nicht, daß ich im Rigorosum bei einer unangenehmen Frage kaltschnäuzig ein jüngst erschienenes Buch zitierte, das ich mir lediglich ausdachte. Hans-Dietrich Sander, der mich in einem Brief an Carl Schmitt vom 13. Dezember 1969 um meine angebliche Kaltschnäuzigkeit gegenüber dem linksradikalen Prüfer Kurt Lenk beneidete, hat dies zwar tatsächlich in einer nachträglichen Anmerkung zu dem Brief in seinen „Discorsi“ (Schnellroda 2008) behauptet. Er ist dabei aber wohl auf eine der vielen frei ausgeschmückten Anekdoten hereingefallen, mit denen der große Mythologe Armin Mohler das matte Image seiner Freunde aufzupolieren pflegte. Mir reichen meine wirklichen Missetaten; auf die angedichteten kann ich gerne verzichten.

Prof. Dr. Robert Hepp, Diepholz

 

 

Zu: „Englisch für Eliten,Deutsch für Dumme“ von Thomas Paulwitz, JF 8/13

Weltläufig durch Vielsprachigkeit

Nicht ohne Grund genoß die deutsche Wissenschaft vor dem Ersten Weltkrieg Weltruf, als Deutsch allgemein als Wissenschaftssprache anerkannt war. Die Muttersprache ist entscheidend für den wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Dialog, jedes Denken ist sprachgebunden. Denn „exakte Wissenschaft kann niemals“ der natürlichen Sprache entbehren, wie auch Carl Friedrich von Weizsäcker ausführt. Die Dominanz des Englischen führt eher dazu, daß allein die anglo-amerikanische Weltsicht global bestimmend und andere Kulturen nivelliert werden. Wahre Weltläufigkeit zeigt sich allein durch Vielsprachigkeit.

Hildebert Kratzsch, Rosengarten

 

 

Zum Leserbrief: „Ausfahrt Braunau“ von Rudolf Taubitz, JF 8/13

Jeglicher Sozialismus ist links

Der Nationalsozialismus war, wie der Name sagt, Sozialismus, ein linkes Gebilde. Das Buch „Das verdammte 20. Jahrhundert“ von Gerard Radnitzky ist äußerst nützlich, um sich darüber zu informieren. Goeb­bels selbst erklärte 1932: „Wir wollen den bürgerlichen Klassenstaat grundsätzlich zertrümmern und ablösen durch eine neue sozialistische Gliederung der deutschen Gemeinschaft.“ 1931 erklärte er im Angriff: „Der Idee der NSDAP entsprechend sind wir die deutsche Linke! Nichts ist uns verhaßter als der rechtsstehende Bürgerblock.“ Insofern war es Hitlers „Unterlassungssünde“, den „Schlag gegen Rechts“, gegen den rechtsstehenden, konservativen Bürgerblock, erst nach dem „Endsieg“ in Angriff nehmen zu wollen. Das Pendant dazu ist der heutige „Kampf gegen Rechts“. Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man darüber lachen.

Der deutsche Nationalsozialismus und der sowjetische Internationalsozialismus unterschieden sich nur in Nuancen voneinander. Daß Stalin alle anderen Sozialismen, die kein Sowjetsozialismus waren, „Faschisten“ nannte, was eigentlich nur für Italien galt, war ein raffinierter Trick, der bis heute hält, wie uns die „Antifaschisten“ beweisen.

Joachim Popp, Hamburg

 

 

Zu: „Wunsch und Wahrheit“ von Jürgen Liminski, JF 7/13

Das Mörder-Gen im Mutterleib

Immer wieder beklagen Sie in den Ausgaben Ihrer Zeitung, die Deutschen zeugten keinen Nachwuchs mehr. Doch wozu sollten sie in diesem Land noch Kinder zeugen? Es wären ja Kinder, die nach Goldhagen schon im Mutterleib ein Mörder-Gen in sich tragen, die also mit einer untilgbaren Erbsünde behaftet zur Welt kämen und niemals aus ihrer Schuldhaft entlassen würden, ja nicht einmal ein Verlangen danach äußern dürften. Sobald die Vernunft erwacht, müssen sie einen Maulkorb tragen. Ihr Kommunikationsfeld ist vermint, überall sind Fallen aufgestellt, um Denk- und Meinungskriminalität abzustrafen.

Karlheinz M. Benninger, Bretten

 

 

Zu: „Den Nerv getroffen“ von Martin Lichtmesz, JF 5/13

Das Zauberwort heißt Patriot

Ich bin schon viele Jahre Anhänger der Südtiroler Deutschrockband „Frei.Wild“ und kann nur den Kopf darüber schütteln, daß eine Band aus „Italien“ Hunderttausenden Deutschen aus der Seele singt. Ich fasse mir jedesmal an den Kopf, wenn von linken Steineschmeißern, Gutmenschen und Moralaposteln die Band in die rechte Ecke geschoben wird. Das Zauberwort heißt Patriotismus und Nationalstolz. Die Südtiroler leben es uns vor. Da dies in unserem Land mittlerweile ein Verbrechen ist, müssen die Fans auf Bands aus dem Ausland zurückgreifen, um ihre eigenen Werte zu wahren. So weit sind wir schon in unserem Land.

Nobert Mayer, Berlin

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