© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/13 / 01. März 2013

Die unvorstellbaren Kosten der Energiewende in Deutschland
Altmaiers Billion
Klaus Peter Krause

Man nehme einen Euro, wiege ihn in der Hand, drehe und wende ihn. Dann hänge man zwölf Nullen dran: 000.000.000.000. Was ist das? Richtig: Eine Billion. Man kann auch sagen eintausend Milliarden – das ist eine Zahl aus den Hyperinflationsjahren 1922/23, die im Zuge der Euro-Krise wieder alltäglich wurde. Ohne die Eins wären die zwölf Nullen nichts. Schade, daß die Kosten der deutschen „Energiewende“ nicht auch nur aus Nullen bestehen, daß vor diesen Energiekosten-Nullen diese verdammte Eins steht. Ohne sie wäre die Energiewende wenigstens finanziell erträglich.

Dann hätten sich die Stromverbraucher nur damit herumzuschlagen, daß der Strom ohne Kernkraft und – so von den Grünen 2012 beschlossen – ohne Kohle nicht mehr stets verläßlich aus der Steckdose kommt. Leider aber gibt es die zwölf Nullen bei den Energiewende-Kosten nicht ohne die Eins davor – falls Deutschland so weitermacht wie bisher. Das hat Bundesumweltminister Peter Altmaier vorgerechnet.

An Einspeisevergütung für EEG-Strom schon gezahlt seien knapp 67 Milliarden Euro, nämlich von 2000 bis 2012 für bereits installierte Anlagen. Bis 2022 seien rund 250 weitere Milliarden zugesagt, so der CDU-Politiker. An Vergütungssubventionen unwiederbringlich verbraten sind also schon 317 Milliarden. Sollte sich an der gegenwärtigen Subventionspraxis nichts ändern, kämen 360 Milliarden noch hinzu. Weitere 300 Milliarden verschlingen würden unter anderem der Netzausbau, die Reservekraftwerke (für das Bereitstellen, Drosseln und Stillegen) sowie die Gebäudesanierung. Bis Ende der 2030er Jahre summiert sich das nach Altmaier auf (fast) eine Billion.

Dahin sind die Zeiten, als die Politik „nur“ mit Kosten in zwei- bis dreistelliger Millionenhöhe hantierte. Längst sind aus den Kosten-Millionen zwei- bis dreistellige Kosten-Milliarden geworden. Inzwischen haben die politischen Abenteuer die Größenordnung der Billionen erreicht: bei der Staatsverschuldung, bei der Staaten-, Banken- und Euro-Rettung, bei der Energiewende. Altmaiers Billion soll Schrecken auslösen, damit alle politischen Parteien seiner geplanten „Strompreisbremse“ (JF 9/13) zustimmen. Er will den teuren Strom aus der Wahlkampfdebatte heraushalten. Mit dem üblichen Schlagabtausch und politischem Hickhack mag das (begrenzt) gelingen. Denn vor der Bundestagswahl wird sich wohl keine Partei mit den Stromverbrauchern anlegen. Folglich hat die SPD schon schnelle Gesprächsbereitschaft bekundet.

Aber zurück zu den Nullen: Es gibt auch andere Nullen. Das sind alle die, die diese Energiewende-Politik losgetreten haben und ihre Wende nun zu retten versuchen. Sie sollten sich jetzt lieber noch einmal wenden und ihre Energiewende endlich abblasen. Aufgegeben ist ihnen, des Landes und Volkes Wohl zu fördern, nicht aber dessen Ruin.

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