© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/13 / 01. März 2013

Alex Kurtagić. Der britische Künstler und Rechtsintellektuelle gilt als Geheimtip
Realist des Untergangs
Nils Wegner

Unter den europäischen rechten Dissidenten gibt es etliche, die es sich in einer lässig zurückgelehnten Position des Wartens auf den „großen Knall“ bequem gemacht haben. Sie dürfte Alex Kurtagić unlängst mit seinem Vortrag über „Katastrophenszenarien im Westen und ihre Auswirkungen“ auf der Konferenz „Identitäre Ideen“ in Stockholm mächtig vor den Kopf gestoßen haben.

Auf diesem vierten paneuropäischen Treffen rechter Systemkritiker sprach der 42jährige Brite mit slowenischen und spanischen Wurzeln ironisch und recht herablassend von den in rechtsintellektuellen Kreisen verbreiteten Vorstellungen einer reinigenden Katastrophe, die selbstverständlich genau im „richtigen“ Moment aufträte und der unterjochten Rechten Gelegenheit zum erlösenden Befreiungsschlag verschaffe.

Kurtagić mahnt, sich besser keine Illusionen darüber zu machen, daß ein Zusammenbruch der europäischen Gesellschaften jeden – ungeachtet seiner politischen Couleur – unerwartet und mit brutaler Härte treffen werde. Ein tieferes Verständnis der „Typologie des Kollaps“ sei daher unabdingbar.

Für derlei provokative Stellungnahmen ist Kurtagić im englischsprachigen Raum inzwischen bekannt; dazu trägt auch sein Dasein als arbeitswütiger Multiaktivist bei. Er ist häufiger Autor diverser „abendländischer“ Internetblogs, war Solomusiker und betrieb ein eigenes Black-Metal-Musiklabel, hat mit „Mister“ 2009 einen dystopischen Roman über den multikulturellen GAU verfaßt und betätigt sich nebenbei als Grafiker.

Da seine kompromißlosen Zuspitzungen bei gleichzeitiger Verwendung eines distinguierten Englisch dem deutschen Leser Schwierigkeiten bereiten können, veröffentlichte der Schweizer Unitall-Verlag im vergangenen Jahr eine Auswahl seiner Essays unter dem provokanten Titel „Ja, Afrika muß zur Hölle gehen“. Die dort behandelten Themen reichen von Abrechnungen mit den in Selbsthaß befangenen ehemaligen Kolonialmächten, über die Geißelung westlicher Medienhörigkeit bis hin zur Analyse von Filmen und Musikgenres im Hinblick auf Ansatzpunkte einer spirituellen abendländischen Wiedergeburt.

Markenzeichen Kurtagićs ist seine grundsätzliche Ablehnung der Moderne. Seine Gedanken sind traditionalistischer Natur, fußen auf der Wiederbegründung europäischer Identität und Mentalität. Daß dabei die klare Unterscheidung zwischen den Wesenheiten der Völker oberstes Gebot ist, mag ihm den Ruch eines „Rassisten“ einbringen. Die Aussicht auf derartige Etikettierung und die daraus erwachsenden Konsequenzen fechten Alex Kurtagić jedoch nicht an. Solange fruchtlose Debatten und utopistische Denkfiguren die reale Politik bestimmen, wird er sich auch weiterhin zu Wort melden und gehörig Köpfe waschen.

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