© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  10/13 / 01. März 2013

Verteidigungsminister kritisiert Truppe
Bei sich selbst anfangen
Felix Krautkrämer

Deutsche Soldaten jammern zuviel über mangelnden Respekt und „gieren“ nach Aufmerksamkeit. Das zumindest findet ihr oberster Dienstherr, Verteidigungsminister Thomas de Maizière. Sicher, Sätze wie „Klagt nicht, kämpft!“ kennt jeder Soldat aus der Grundausbildung. Doch das dürfte der CDU-Politiker mit seiner Kritik kaum gemeint haben. Es ist auch weniger die Truppe, die sich über ausbleibende Anerkennung in der Gesellschaft beklagt. Vielmehr monieren diverse Politiker dies in regelmäßigen Abständen, weil sie mit einem „Unsere Jungs“-Satz auf eine Schlagzeile im Boulevard hoffen. Und selbst wenn, so wäre es de Maizières Aufgabe gewesen, sich vor die Soldaten zu stellen, anstatt sie öffentlich abzukanzeln.

Wertschätzung bekomme man durch gute Arbeit, meint der Minister. Nur wird es der Bundeswehr durch die Politik seit Jahrzehnten verwehrt, ihre Arbeit angemessen zu präsentieren. Gelöbnisse finden in der Regel hinter dem Kasernenzaun statt, und militärisches Auftreten in der Öffentlichkeit ist generell unerwünscht. Und ganz nebenbei: Klagen über ein zu negatives Image sind eher aus de Maizières Berufsgruppe zu vernehmen. Stichwort: Politikverdrossenheit. Vielleicht sollte der Minister erst mal bei sich selbst anfangen und mit gutem Beispiel vorangehen. Denn geführt wird bei der Armee immer noch von vorne.

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