© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/13 / 22. Februar 2013

Gewaltbereitschaft von NGOs: Auf „pragmatischer Ebene“ zu tolerieren
Nur eine Frage des Feindbildes
(wk)

Der Bremer Politikwissenschaftler Sebastian Haunss diskutiert im Forschungsjournal Soziale Bewegungen (4/2012) die Gewaltbereitschaft innerhalb von Nichtregierungsorganisationen wie Attac. Dabei kommt er nach der Analyse diverser Protestveranstaltungen zu dem Befund, „daß die Frage der Gewalt (...) nicht in erster Linie eine taktische ist, sondern für einen relevanten Teil der AktivistInnen identitätsbegründend“. Das heißt, „Gewalt und Gewaltlosigkeit wurden immer (auch) als symbolische Handlungen verstanden, die fundamentale Überzeugungen der AktivistInnen kommunizieren sollen: Unversöhnlichkeit, Radikalität, Dialogbereitschaft, Ablehnung der bestehenden Ordnung – gewalttätige oder gewaltfreie Aktionsformen sind somit Ausdruck prinzipieller Haltungen“. Hingegen stehe „die Effektivität gewaltsamer Mittel nicht im Zentrum der Bewegungsdiskurse über Militanz und Gewalt“. Andererseits gebe es aber Situationen, in denen „die Gewaltfrage zumindest teilweise von einer identitären auf eine pragmatische Ebene verschoben wird“, was eine Koordination zwischen den verschiedenen Strömungen möglich mache: „So werden (...) im Kontext antifaschistischer Proteste militantere Aktionen eher dann toleriert, wenn es zum Beispiel um die konkrete Verhinderung oder Blockade eines Nazi-Aufmarsches geht.“

www.fjnsb.org

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