© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  09/13 / 22. Februar 2013

„Der Euro ist sicher“
Finanzielle Repression: Max Otte warnt vor der schleichenden Enteignung der Sparer
Jörg Fischer

Quo vadis Euro(pa)?“ Diese Frage stellte vorige Woche die Preußische Gesellschaft in Berlin. Die Antwort gab der Referent Max Otte gleich zu Beginn des dreistündigen Vortragsabends: „Der Euro ist sicher!“ Das sorgte für Verblüffung im Publikum, denn der in Graz lehrende Ökonomieprofessor gilt seit seinem prophetischen Buch „Der Crash kommt“ (2006), in dem er die Finanzkrise ankündigte, eher als Kassandra.

Auch seine Streitschrift „Stoppt das Euro-Desaster!“ (2011) sollte aufrütteln – doch die Nutznießer des Kasinokapitalismus und der Währungsunion wollten nicht für die Krise zahlen. Ihre Lobbyisten überzeugten die Politik, die Steuerzahler haften zu lassen. Die Euro-Rettung sei in Wahrheit eine Banken- und Oligarchenrettung, wie das Beispiel Griechenland verdeutliche. Allerdings stünden der Euro und seine Volkswirtschaften im Vergleich zum Dollar gar nicht so schlecht da, meinte Otte. Dennoch: Die private Überschuldung und die auch daraus resultierende Staatsschuldenkrise brauchen eine Antwort, vier stünden zur Wahl: Inflation, Wachstum/Innovation, Sparen/Steuererhöhung oder Schuldenschnitt/Insolvenz.

„Der Euro hat die Euro-Krise geschaffen“, sagt Otte, er sei nicht die Lösung, sondern das Problem. Doch der Euro werde trotzdem mit allen Mittel am Leben erhalten, ungeachtet zahlreicher Vertragsbrüche und Rechtsverstöße, mittels Rettungsfonds und „fiskalpolitischer Entmündigung“ und der Europäischen Zentralbank als Gelddruckmaschine. Man werde zwar an allen vier Stellschrauben drehen, aber letztlich laufe es auf „finanzielle Repression“ hinaus, die „schleichende Enteigung“ der Sparer. Ottes Basisszenario lautet: „Das geht ein paar Jahre so weiter“, die Inflation werde weiter höher als ausgewiesen sein, die Guthabenzinsen bleiben niedrig.

Selbstgenutzte Immobilien, physisches Gold und Aktien seien Alternativen für Sparer, glaubt Otte, der schon dreimal „Börsianer des Jahres“ war. Sorgt ihn daher die geplante Börsenumsatzsteuer? „Nein“, antwortet er entschieden, als langfristig orientierter „Value Investor“ befürworte er diesen „idealen Entschleuniger“ des globalen Hochfrequenzhandels in der Finanzindustrie.

IFVE – Institut für Vermögensentwicklung: www.privatinvestor.de

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