© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Angst vor Fakten und Wahrheit
Interview: Der katholische Publizist Martin Lohmann über die Anwürfe gegen ihn
Christian Vollradt

Herr Lohmann, in der vergangenen Woche ist über Sie hereingebrochen, was man neudeutsch einen „Shitstorm“ nennt: Wie fühlt man sich als Deutschlands unbeliebtester Katholik?

Lohmann: Beschimpft, ausgelacht und verleumdet zu werden, das ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Und erschreckt hat mich, daß es offenbar eine panische Angst vor Wahrheit und Fakten sowie dem logisch wie freundlich vorgetragenen Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung in Deutschland gibt. Das hatte ich unterschätzt. Aber es macht den Einsatz für diese Erkenntnis um so wichtiger.

Wie steht es Ihrer Ansicht nach um die Meinungsfreiheit in diesem Land, wenn man aufgrund einer Minderheitenposition wahlweise zum Irren oder gefährlichen Fundamentalisten abgestempelt wird?

Lohmann: Erschreckend schlecht. Das Recht auf freie Meinungsäußerung wird von der Diktatur des Relativismus längst massiv bedroht. Ich habe nichts getan, als freundlich und tolerant meine Überzeugungen als katholischer Christ vorzutragen. Mein Verbrechen besteht wohl darein, daß ich das Recht auf freie Meinungsäußerung genutzt habe. Das ist für viele schon unerträglich. Ich fürchte aber, daß diese fast schon pathologische Kathophobie auch irgendwann auf andere religiöse Überzeugungen überschwappt. Und knüppelhafte Etikettierungen eines Andersdenkenden und bekennenden Gläubigen in Ermangelung von Argumenten und einer notwendigen qualifizierten Streitkultur markieren einen schockierenden und alarmierenden Toleranzverlust ebenso wie der Versuch der Diskreditierung einer anderen Person.

Was muß sich ändern?

Lohmann: Ich wünsche mir und uns allen eine wirkliche und notwendige Streitkultur, in der Andersdenkende ihre religiösen und respektvollen Überzeugungen sagen dürfen, ohne dabei ausgelacht oder verhöhnt zu werden: Ich wünsche mir und uns allen ein Klima echter Toleranz und gelebten Respekts voreinander und vor allem für religiöse Überzeugungen.

Können Sie sich erklären, wieso im deutschen Fernsehen nicht häufiger katholische Würdenträger die Positionen der Kirche vertreten? Geht die Amtskirche da in Deckung?

Lohmann: Es sieht so aus, wie Sie das beschreiben. Ich habe keine Ahnung, warum Bischöfe offenbar gerne abtauchen, wenn es um Kernfragen des Glaubens geht.

 

Martin Lohmann, Jahrgang 1957, Historiker und Theologe, ist Chefredakteur des privaten katholischen Fernsehens K-TV und Vorsitzender des Bundesverbandes Lebensrecht (BVL).

www.bv-lebensrecht.de

 

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