© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Meldungen

Das Märchen vom „scheuen Reh Kapital“

HAMBURG. Der Schweizer Ökonom Thomas Straubhaar hält Befürchtungen, wonach nationale Gesetze und Steuerwettbewerb zu massiver Kapitalflucht führen, für übertrieben. „Wie wenig das Märchen des scheuen Rehs der Wirklichkeit entspricht, läßt sich anhand der Währungsreserven wunderbar veranschaulichen“, schrieb der Direktor des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstituts (HWWI) in der Welt. „Im Herbst 2012 erreichten die weltweiten Währungsreserven den Wert von rund 10,8 Billionen US-Dollar. Soweit meßbar, wurden davon über 60 Prozent in US-Dollar und etwa ein Viertel in Euro gehalten.“ Der chinesische Renminbi oder Währungen aus Brasilien, Rußland und Indien spielten keine Rolle, so Straubhaar. Den meisten sei es zu riskant, „den Notgroschen in Währungen von Ländern zu halten, die alles andere als lupenreine Demokratien oder funktionierende Rechtsstaaten sind“. Je weiter weg das Vermögen angelegt sei, um so riskanter werde es, Rechtsansprüche durchzusetzen: „Das gilt für beide: Schuldner wie Gläubiger“, so der HWWI-Chef. Beim Bau von Infrastruktur, in der Industrie und bei Immobilien spiele die heimische Finanzierung unverändert die wichtigste Rolle. (fis)

 

Mehreinnahmen durch „Luxusbesteuerung“?

BERLIN. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) glaubt nicht, daß eine „Luxusbesteuerung“ hohe Mehreinnahmen bringe. Wenn höhere Mehrwert- und Sondersteuern wieder eingeführt würden, müßte dies „europaweit koordiniert werden, um Direktkäufe über die Grenzen zu begrenzen“, schrieb DIW-Steuerexperte Stefan Bach im Handelsblatt. „Dazu ist Einstimmigkeit im EU-Ministerrat erforderlich, die sich nur langwierig erreichen läßt.“ Zudem sei mit Ausweichreaktionen zu rechnen: „Jachten am Mittelmeer oder in der Karibik kann das deutsche Finanzamt nur schwer bewerten“, so Bach. Schmuck und Edelmetalle könne man auch im Ausland kaufen. Größere nationale Handlungsspielräume böten hingegen Autos: In Dänemark beträgt die Zulassungsteuer 105 Prozent auf Preise bis 11.000 Euro und 180 Prozent für übersteigende Beträge.“ (fis)

 

Zahl der Woche

979 Großunternehmen mit privatem oder öffentlichem Eigentümer haben 2012 Ausnahmen von der EEG-Umlage für Ökostrom genossen. Über ein Viertel davon hat seinen Sitz in Nordrhein-Westfalen. Die wenigsten Befreiungen gab es mit nur acht in Bremen. (Quelle: www.bafa.de)

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