© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Deutsche Bank will wieder mit Agrarspekulation Geld verdienen
Mit Essen spielt man nicht
Christian Baumann

Der Allianz-Konzern hat sich bei seinen Geschäften an den Agrarterminbörsen nie von Kritikern beirren lassen. Auch die Deutsche Bank will nach einem freiwilligen Moratorium dort wieder mit Finanzwetten aktiv werden – und die Empörung darüber hält an, denn das treibe die Nahrungsmittelpreise zu Lasten der Ärmsten in die Höhe. Die Rohstoffbörsen müßten deshalb wieder reguliert werden: „Vor allem durch die Begrenzung der Finanzanlagen, ohne dabei die Versicherungsleistung der Rohstoffbörsen für tatsächliche Händler und Hersteller der physischen Ware einzuschränken“, forderte etwa der Gründer des Verbrauchervereins Foodwatch in der FAZ.

Agrarökonomen machen hingegen nicht Spekulation, sondern das globale Bevölkerungswachstum für die Preissteigerung hauptverantwortlich. Auch Mißernten durch Wetterkapriolen schränken das Nahrungsmittelangebot ein. Und der Rohstoffanbau für Bioenergie (E10 & Co.) verschärft die Knappheiten. Das alles leuchtet ein. Es kann daher niemand überraschen, daß die Nahrungsmittelpreise langfristig steigen werden. Es liegt aber auch in der Natur der Dinge, daß Agrarfinanzprodukte von einem hochpreisigen Niveau profitieren.

Vor diesem Hintergrund ist schwer zu glauben, daß spekulative Finanzgeschäfte wirklich keinen Einfluß auf die Agrarmärkte ausüben sollen. Um so mehr, da sogar Bankexperten die heftigen Nahrungsmittelkrisen von 2006 bis 2008 zumindest zu einem Viertel auf Finanzspekulationen zurückführen. Angesichts der fast einer Milliarde Hungernden weltweit bleibt ein bitterer Nachgeschmack, wenn sich die Deutsche Bank wieder von ihrer selbstauferlegten Abstinenz abwendet und entgegen ihrem verkündetene Credo, „sozial und ökologisch möglichst verantwortungsvoll zu handeln“, nun wieder dem zügellosen Zocken frönt.

Empirische Forschungsarbeiten zur Finanzspekulation mit Agrarrohstoffen: iamo.de

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