© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  08/13 / 15. Februar 2013

Lesereinspruch

Zu sehr Sozi

Zu: „Krokodilstränen der Lobbyisten“ von Matthias Görtz (JF 6/13)

Dieser Artikel zur Finanztransaktionssteuer würde auf jedem SPD-Parteitag tosenden Beifall finden. Soll es etwa ein Argument für die Finanztransaktionssteuer sein, daß Fonds- und Versicherungsindustrie satte Aufschläge für ihre Produkte verlangen? Bereits heute werden bis zu 27 Prozent Abgeltungssteuer fällig. Wer kassiert hier also über alle Maßen und treibt Anleger in risikoreichere Produkte, um Renditeziele oberhalb der Inflation zu erreichen?

Natürlich darf auch der Kampfbegriff der Zockerei nicht fehlen, auf dem die ganze Steuerorgie argumentativ fußt. Doch nicht jede Investition ist zugleich Zockerei. Auch das immer wieder gehörte Argument, die Profiteure der Krise sollten zahlen, ist fragwürdig. Weltweit wurden ja angeblich Billionenwerte vernichtet. Im übrigen wäre keine der beiden letzten großen Finanzkrisen durch eine Finanztransaktionssteuer verhindert worden, da die Ursachen rein politischen Ursprungs waren: Steuer- und Zinspolitik, Eingriff und Fehlsteuerung der freien Märkte durch Haftungsübernahmen.

Der Autor folgt hier gedankenlos dem Sankt-Florians-Prinzip der Politik.

Jochen Hüther, Bremen

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